WordPerfect - Novell - Infos - News

K. Keil


    

Nun hat es also auch WP, einen der führenden SW-Produzenten, erwischt. Big Red alias Novell, Marktführer für Netzsoftware, hat das so erfolgreiche Unternehmen mit einem Umsatz im Jahre 1993 von über 700.000.000 $ geschluckt. Wie wird es nach dieser wohl spektakulärsten Übernahme dieses Jahres mit der WP-Textverarbeitung weitergehen?

Nachdem die 6er-Versionen der WP-Textverarbeitung nun schon einige Monate genutzt werden, ist es auch an der Zeit, ein erstes kurzes Fazit zu ziehen. Um es kurz zu sagen: ungetrübt ist die Freude nicht.

Wer schon WP5.1 genutzt hat, findet sich auch in der Version 6.0 DOS schnell zurecht. Mit Abstrichen gilt das auch für die Windows-Version. Doch wenn auch eine Funktion von der älteren Version her bekannt scheint, "funktioniert" sie manchmal anders.

WP liefert eine ganze Menge an Zusatzprogrammen, Makros und nicht näher dokumentierten Moeglichkeiten mit, die einen Einsatz durchaus rechfertigen. Nur ... wer weiß schon davon?

WordPerfect Ade?

Daß Novell einen derartigen Appetit entwickeln und mit WordPerfect einen der dicksten Brocken auf dem Markt für Anwendungssoftware verschlingen könnte, hat zu Beginn dieses Jahres schon überrascht. Immerhin steigert Novell seinen Jahresumsatz damit auf knapp 2 Mrd. Dollar und verdrängt damit Lotus auf dem SW-Markt vom 2. auf den 3. Platz.

Betrachtet man allerdings die Aktivitäten des Rivalen Microsoft, welcher in zunehmendem Maße auch in Novells ureigenstem Gewässer der Netzwerksoftware fischt, erscheint es nur logisch, wenn Novell seinerseits in Bereiche vordringt, die ursprünglich andere besetzt hielten. Nun ist man auch im Anwendungsbereich präsent, noch dazu mit den Produkten einer Firma, die schon kräftig in zukunftsträchtige Netzwerkkomponenten wie Groupwise (Nachfolger von WP Office) oder WP InForms investiert hat.

Für den Anwender an der Uni bedeutet dies jedoch keinen Abschied von liebgewordenen Textverarbeitungsgewohnheiten. Andrerseits brachte die Fusion Vorteile in Form von neu in die CAP-Lizenz aufgenommenen Produkten wie Quattro Pro, das Novell von Borland übernommen hat. An `Novell' als Namensbestandteil neuer Produkte wird man sich allerdings gewöhnen müssen. So lautet die neue Bürokommunikationssoftware jetzt `Novell' Groupwise 4.1. Und auch die Hotline meldet sich neuerdings mit `WordPerfect Novell Applications Group'.

Pro & Contra WP60

Seit Jahren arbeitet man an der Uni mit der Version 5.1 von WP recht problemlos. Dementsprechend groß waren natürlich die Erwartungen bei Einführung der neuen Versionen mit ihren grafischen Benutzeroberflächen. Doch so ganz zufrieden kann man weder mit der DOS- noch der Windows-Version sein.

Die Klagen müssen bei WP jedenfalls häufig angekommen sein, denn Releases zu beiden Versionen ließen nicht lange auf sich warten. Trotzdem, ein weitgehend problemloses Arbeiten ist nach wie vor nur mit einer sehr guten Geräteausstattung möglich. So sollten bei der DOS-Version schon fast 600 KB - ein Wert, der nach der Einbindung zahlreicher Geräte- oder Netzwerktreiber nur schwer zu erreichen ist - freier konventioneller Speicher zur Verfügung stehen, um auch im Grafikmodus alle Programm-Module verwenden zu können. Insbesonders die Silbentrennung macht hier immer wieder Probleme. Das oftmals festzustellende Flackern des Bildschirms bei der Eingabe rührt wohl ebenfalls von Speicherproblemen her.

Für die Windows-Version ist ein Minimum von 4 bis 8 MB Hauptspeicher angegeben. Doch auch hier kann getrost der größere Wert als Voraussetzung für ein Arbeiten in angemessenem Tempo betrachtet werden. Oft nicht nachvollziehbare Programmabstürze mit der bekannten Fehlermeldung `Modul ... verursachte eine allgemeine Schutzverletzung ...' o.ä. treten dennoch immer wieder auf.

Da nicht an jedem Arbeitsplatz ein 486 DX2 Prozessor mit 8 MB RAM vorhanden ist, hilft bei den geschilderten Problemen oft nur der Verzicht auf Teile der WP-Power. Verzichten Sie deshalb auf die ständige Dokumentenpräsentation im Grafikmodus, wenn Sie vergleichbare Probleme haben. Text- bzw. Entwurfsmodus genügen in den meisten Fällen auch.

Natürlich warten die 6er-Versionen mit einer ganzen Palette von Verbesserungen, auch und gerade bei häufig gebrauchten Funktionen auf, wie weiter unten gezeigt. Daneben erfreuen uns diese Ausgaben der Textverarbeitung mit fast 100%igem WYSIWIG und neuen Funktionen, die zwar recht nett anzusehen, für wissenschaftliche Arbeiten aber eher unbrauchbar sind und lediglich die bereits vorhandene Inflation an Funktionen weiter steigern, wie z.B. der Konturumfluss oder das Modul `TextArt' der Windows-Version. Trotzdem sind eben solche Funktionen gerade bei Neulingen recht beliebt, kann man doch exzellent mit ihnen spielen und problemlos z.B. selbstgebastelte Glückwunschkarten oder ganz persönliche Visitenkarten erstellen.

So ist abschließend festzustellen, daß für die Erstellung wissenschaftlicher Texte auch weiterhin die problemlos zu handhabende Version 5.1 DOS genügt. Sie wird deshalb auch in Zukunft im Uni-Netzzur Verfügung stehen.

Nur bei genügender PC-Power ist der Einsatz der neuesten DOS- und besonders der Windows-Version zu empfehlen. Verwenden Sie speziell WPWin (aus Performance-Gründen) nur dann, wenn Sie die Möglichkeiten von Windows (z.B. einbinden oder zur Verfügung stellen von Objekten, schnelles Wechseln zwischen mehreren Programmen) oder Funktionen benötigen, die in der DOS-Version nicht implementiert sind (z.B. Grafikmodul, TextArt).

Neuerungen

WP benutzt nach wie vor zur Definition des Layouts die bekannten Steuerzeichen. Anders als bei 5.1 werden aber eine ganze Reihe dieser Codes per Voreinstellung automatisch entweder am Seiten- oder Absatzanfang positioniert. Dies hat z.B. den Vorteil, daß ein Kopftext immer an den Anfang der Seite gestellt wird und dort auch bei Änderungen am Dokument verbleibt. Damit ist sichergestellt, daß er stets auf der richtigen Seite beginnt. Andere Codes, wie für linken und rechten Textrand oder für Tabulatordefinitionen plazieren sich an den Absatzanfang. Bei Bedarf kann diese `automatische Codepositionierung' - allerdings nur für das gesamte Dokument - ausgeschaltet werden (WP60).

Begrüßenswert ist auch das automatische Überschreiben von Definitionscodes. Vorbei sind also die Zeiten des Code-Wirrwarrs, als es noch möglich war, Dutzende gleicher Codes, z.B für die Tabulatordefinition, an einer Stelle gehäuft in den Text gestellt zu bekommen, nur weil man sich über Definitionen noch nicht schlüssig war und deshalb mehrere Einstellungen ausprobierte. Natürlich kann man weiterhin an anderer Stelle Aenderungen durchführen.

In WPWin können die Codes nun auch zum schnellen Wechsel in die entsprechende Funktionsumgebung verwendet werden. Ein Doppelklick auf das Steuerzeichen genügt. Vorbei also auch die Zeit des oft aufwendigen Weges durch die Menüebenen. Der Trick mit dem Doppelklick funktioniert hier auch bei den Einträgen der Statuszeile oder bei Boxen (letzteres auch unter WP60 DOS in einem Grafikmodus).

Die Auswahl einer Schrift, nicht nur eines Attributs, kann jetzt auf einen Block begrenzt werden. Wählen Sie dazu einfach nach der Blockdefinition die neue Schrift aus. Am Ende des Blocks wird dann automatisch wieder der Code der Standardschrift eingefügt. Ein zweifaches Aufrufen des Schriftmenüs, wie bisher notwendig, ist also hinfällig.

Die Voreinstellungen so ziemlich jeder Funktion sind nun über Styles geregelt. Diese sucht das System zunächst im Dokument selbst, dann in der privaten, dann in der allgemeinen Stylebibliothek und schließlich in der Systembibliothek. Da die `Systemstyles' nicht überschrieben werden können, gelingt eine dauerhafte Änderung einer Voreinstellung nur über die Bearbeitung einer Kopie des Systemstyles und ihrer Sicherung in der (privaten) Stylebibliothek unter Beibehaltung des ursprünglichen Namens.

Eine Aufteilung in einen privaten und allgemeinen Bereich gibt es auch bezüglich der Orte bestimmter Dateien. So können nun neben zu privaten Styles auch Pfade zu privaten Druckerdefinitionen, Tastaturlayouts, Tastenleisten, Makros oder Grafiken gesetzt werden. Da diese Privatverzeichnisse zuerst durchsucht werden, können sie durchaus gleichlautende, bearbeitete Kopien von Dateien der Systemverzeichnisse auf dem Serverlaufwerk enthalten.

This and That

Bevor Sie sich die Mühe machen und eigene Makros oder Styles erstellen, sehen Sie doch mal nach, was WP schon alles mitliefert. Ohne tiefere Einsichten in die Makroprogrammierung oder die Styledefinition haben Sie damit Zugriff auf Dinge, die manchmal viel Arbeit sparen. Wenn nicht anders erwähnt, gelten die Hinweise für die DOS-Version.

So sind z.B. in der allgemeinen Stylebibliothek `Biblthek.sty' zahlreiche Gliederungsstyles bereits definiert. Rechtsbündige Gliederungsnummern oder die automatische Markierung der Gliederungspunkte für das Inhaltsverzeichnis ... sind so schnell gewählt.

Auch an brauchbaren Makros mangelt es nicht. So öffnet `Rechner' einen Taschenrechner. Das damit errechnete Ergebnis kann in den Text übernommen werden.

`Symbol' fügt ein Aufzählungssymbol freier Wahl an den Anfang des aktuellen oder jedes über Block markierten Absatzes.

Um ein Schriftattribut im gesamten Dokument zu ersetzen, können Sie `Attrib' verwenden.

Recht nuetzlich ist ggf. das Makro `Endfuss', das Fußnoten in Endnoten oder umgekehrt verwandelt.

Zum Editieren eines Codes setzen Sie den Cursor auf das zu bearbeitende Steuerzeichen und rufen `Code' auf. Sie gelangen dann sofort in das Menü, in dem die Änderungen einzugeben sind.

Für den umgekehrten Fall, daß man aus einem Menü schnellstmöglich, also ohne Durchlaufen sämtlicher Untermenüs, wieder in den Text zurück möchte, gibt es das Makro `Exitalle'.

Der Aufruf dieser und mehr Makros erfolgt entweder wie üblich über Alt-F10 oder über die die Tastenleiste `Makros', die über das Anzeigemenü (Tastenleiste definieren) aktiviert werden kann.

WPWin bietet bekanntlich noch weit mehr Möglichkeiten. Aus Platzgründen sollen an dieser Stelle jedoch nur einige Einträge der weniger bekannten Tastenleiste Design-Tools, die über das Vorgabenmenü zu erreichen ist, vorgestellt werden.

Dort gibt es einen Eintrag `Versalie'. Damit erzeugen Sie eine Initiale des Buchstabens nach dem Cursor von standardmäßig 48 Pt. Schriftart und -größe sind jedoch auch nachträglich zu ändern.

Muß man in der DOS-Version noch selbst Boxen erzeugen, um invertierten Text zu erhalten, funktioniert dies hier ganz einfach über die Blockmarkierung und anschliessender Wahl des Eintrags `Farbumkehr'.

Der Button `AbsatzTrn' erzeugt eine Absatztrennzeile. Als Trennung kann dabei zwischen mehreren Linienarten und Symbolen gewählt werden.

Hier sind auch die Einträge zur Umwandlung von Fuß- und Endnoten zu finden.


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