Probleme im hochschulweiten Rechnernetz

Dr. W. A. Slaby


    

Daß ein so komplexes System wie ein hochschulweites Rechnernetz, in dem Gateways, Router, Sternkoppler, verschiedene Server und schließlich die angeschloßenen Workstations und PCs nach festgelegten Regeln (Protokollen) sinnvoll zusammenwirken sollen, nicht immer störungsfrei funktioniert, wird jedem sofort einleuchten. Wenn jedoch wie in den Monaten September und Oktober Netzprobleme derart massiv und gehäuft auftreten, daß in verschiedenen Teilbereichen ein reguläres Arbeiten im Netz zeitweise kaum möglich ist, fragt sich der entnervte Benutzer, insbesondere wenn er wie die Mitarbeiter der Universitätsbibliothek in der Katalogisierung ohne den Zugriff auf den zentralen Bibliotheksrechner des bayerischen Bibliotheksverbundes über das Netz auf sein wichtigstes Arbeitsmittel verzichten muß, mit vollem Recht, welche Ursachen hinter diesen Problemen stecken und was das Universitätsrechenzentrum zu ihrer Beseitigung unternimmt.

Deshalb möchte ich, nachdem nunmehr seit Mitte November wieder ein störungsfreier Netzbetrieb zu verzeichnen ist, im folgenden die Ursachen und Hintergründe für die aufgetretenen Probleme sowie die Maßnahmen zu deren Beseitigung näher erläutern.

Im Zusammenhang mit dem Absturz des FDDI-Controllers im Bibliotheksrechner SNI RM600 traten ab Mitte August unerklärliche Turbulenzen an den drei Routern Retix RX7000 auf, die dazu führten, daß die im FDDI-Ring integrierten Server zeitweise nicht zu erreichen waren oder daß zumindest eines der wichtigen übertragungsprotokolle IPX oder IP nicht mehr unterstützt wurde. Besonders in Mitleidenschaft gezogen war dabei der Router in der Zentralbibliothek. Dieser Zustand dauerte auch dann noch weiter an, als das Problem mit dem FDDI-Controller im Bibliotheksrechner (scheinbar, wie sich leider erst später herausstellte) behoben war. Auf Anraten des Lieferanten wurde deshalb die Router-Software in den RX7000 auf den neuesten Stand gebracht, wodurch sich das Problem allerdings drastisch verschärfte, da die neue Software offensichtlich nicht mit der vorhandenen Router-Hardware sauber zusammenarbeiten wollte. Deshalb wurde umgehend zunächst der alte Softwarestand wiederhergestellt.

Da ein ordnungsgemäßes Funktionieren der Router, auf das wir im Rahmen der noch bestehenden Gewährleistung einen vertraglich zugesicherten Anspruch besaßen, damit nur durch einen entsprechenden Upgrade von Software und Router-Hardware zu erreichen war, wurde unverzüglich der erforderliche Hardware-Austausch bei der Lieferfirma veranlaßt. Unglücklicherweise - ein Unglück kommt ja selten allein - hatte diese Firma gerade ihr Konkursverfahren eingeleitet und war damit nicht mehr in der Lage, ihren Vertragsverpflichtungen nachzukommen. Da wegen des schwebenden Konkursverfahrens auch die bestehende Bankbürgschaft noch nicht in Anspruch genommen werden konnte, waren wir damit auf das Entgegenkommen des Routerherstellers Retix und der als Projektträger mit involvierten Firma Schneider & Koch angewiesen, die schließlich auf dem Kulanzwege die gesamte Router-Hardware durch Austausch fast aller Module auf den neuesten Stand brachte. Mit dem dadurch möglichen Einsatz der neuesten Version der Router-Software läuft der Netzbetrieb seither störungsfrei.

Die Zeit bis zur Lieferung der neuen Hardware-Module hat das Universitätsrechenzentrum jedoch nicht untätig verstreichen lassen, sondern dazu genutzt, das Netzverhalten insbesondere der unmittelbar in den FDDI-Ring eingebundenen Server mit Hilfe des vorhandenen Analysegerätes (FDDI-Sniffer) ausgiebig zu beobachten und zu analysieren. Dabei stellte sich heraus, daß der FDDI-Controller des Bibliotheksrechners SNI RM600 nach wie vor Probleme bereitete, die die in den Routern vorhandenen Turbulenzen massiv verstärkten und damit zum teilweisen Kollaps der Router führten. Diesem Problem mit dem FDDI-Controller wird zur Zeit intensiv nachgegangen.

Das Universitätsrechenzentrum hofft, daß sich derart massive und über einen längeren Zeitraum andauernde Störungen im hochschulweiten Netz, das inzwischen zum Lebensnerv der DV-Infrastruktur unserer Universität geworden ist, nicht wiederholen werden.