Neue Version von SPSS für Windows

Dr. B. Tewes


SPSS hat schon Anfang des Jahres eine neue Version 6.1 seines Windowsprogramms herausgebracht. Die deutsche Version ließ jedoch auf sich warten. Im Juli haben wir dann eine vorläufige Version erhalten, die auch auf dem Server in Eichstätt installiert wurde. Die "endgültige" Version wurde uns für den September versprochen, bis zum Redaktionsschluß ist sie jedoch noch nicht bei uns eingetroffen.

Es stellt sich die Frage, was die neue Version dem Anwender für Vorteile bringt. Nun, beschränken wir uns zunächst einmal auf die Unterschiede oder Neuerungen.

Der erste Unterschied, der dem Benutzer auffällt, ist das neue Symbol (oder Icon). Während sich SPSS in der 5'er Version und der Version 6.0 hinter der dreidimensionalen Darstellung eines Datensatzes verbarg, kann man jetzt auf ein Balkendiagramm mit darübergelegter Verteilungsfunktion klicken. Es ist anzunehmen, daß dieser Icon-Wechsel die tiefgreifende Veränderung des Programms symbolisieren soll. Ob damit ein goßer Wurf gelungen ist, ist Ansichtssache. Auch bin ich schon gefragt worden, was die "rauchenden Fabrikschornsteine" zu bedeuten hätten...

Weiterhin fällt auf, daß es bei unserer Installation ein weiteres Icon gibt, ein Buch mit der Beschreibung "SPSS Tutorial". Hierhinter verbirgt sich mit einem Online-Tutorial für SPSS (also eine Art Lernprogramm ohne übungen, in der vorläufigen Version noch in englischer Sprache) eine Neuheit.

Eine ebenfalls augenfällige Veränderung kann man nach dem Programmstart entdecken. Durch eine Symbolleiste wird der direkte Zugriff auf häufig benutzte Funktionen wie Datei öffnen, Drucken, Variablenliste, Fall einfügen, Variable einfügen und Gehe zu Fallnummer ermöglicht. Auch die letzten 12 verwendeten Dialogfenster können durch Anklicken des entsprechenden Symbols zurück auf den Bildschirm geholt werden.

Die vermutlich wichtigste Neuerung offenbart sich dem Nutzer jedoch nicht auf den ersten Blick: SPSS für Windows 6.1 besitzt eine 32-Bit-Architektur, was eine deutliche Geschwindigkeitssteigerung bei rechenintensiven Operationen bewirken soll. Der Hersteller gibt hier den Faktor 2.5 bis 4 an.

Der benötigte Arbeitsspeicher wird nun in der Regel vom System automatisch zugewiesen. Dies verhindert, daß nach einer möglicherweise längeren Berechnungsphase eine Fehlermeldung mit Hinweis auf zu geringen Arbeitsspeicher erscheint und die Berechnung nach Erhöhung des Arbeitsspeichers in der Einstellungen-Dialogbox und Neustart des Programms erneut durchgeführt werden muß. Bei den Prozeduren, die auch in der neuen Version noch eine Obergrenze für den Arbeitsspeicher zugewiesen bekommen, kann man nach einer entsprechenden Meldung diese Obergrenze ohne nachfolgenden Programmneustart heraufsetzen.

Im Grafikbereich gibt es verschiedene Neuerungen:

Auch im Bereich der statistischen Prozeduren haben sich ein paar Änderungen ergeben. Im Base-Modul ist ein Einstichproben-T-Test dazugekommen, mit dessen Hilfe man die Hypothese überprüfen kann, ob der Erwartungswert einer (normalverteilten) Variablen einem vorgegebenen Wert entspricht. Im Advanced Statistics-Modul wurde die Prozedur General Loglinear Analysisneu geschrieben. Sie ist über die Dialogboxen Allgemeine loglineare Analyse und Logit loglineare Analyse zugänglich. Schließlich sind die Analysemethoden Optimale Skalierung und Korrespondenzanalyse des Moduls Categories nun nicht mehr ausschließlich über das Syntax-Fenster, sondern auch über Dialogboxen zu nutzen.

Als weitere technische Änderung ist die Unterstützung von ODBC 2.0 für den Zugriff auf SQL-Datenbanken zu nennen.

Zusammen mit der Version 6.1 ist auch ein neues Modul entwickelt und auf den Markt gebracht worden mit dem Namen Exact Tests. Mit dessen Hilfe erhält man bei Kreuztabellen und nichtparametrischen Testverfahren zusätzlich zu den der asymptotischen Theorie entstammenden approximativen P-Werten auch exakte. Dies ist bei geringen Stichprobengrößen wichtig, da hier die Asymptotik noch nicht "greift". Bei uns wird dieses Modul allerdings (noch?) nicht angeboten.

Negativ ist bei der vorläufigen Version die geringe Stabilität der Software aufgefallen. Wenn der Rechner bei einer umfangreichen Analyse mehrfach abstürzt oder installierte Module nicht gefunden werden, ist es fraglich, ob die neue Version insgesamt als Verbesserung bezeichnet werden kann. Warten wir also die endgültige Version ab, um individuell ein abschließendes Urteil zu fällen.

Abschließend weise ich darauf hin, daß wir die Lizenz der SPSS-X-Version für den Zentralrechner zum 31. März 1996 kündigen werden. Benutzer, die hier noch wichtige Daten gespeichert haben, sollten diese rechtzeitig auf die DOS-Ebene zur Nutzung unter SPSS für Windows transportieren. Bei Problemen leisten wir gerne Hilfestellung.


Ansprechpartner im URZ:

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Dr. Bernward Tewes     Zimmer Ei: eO-106   CEO-Mail: tewes
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