Linux - die zweite

I. Kemmerzell


Das Betriebssystem Linux, das ich Ihnen in der letzten INKUERZE vorgestellt habe, hat mittlerweile seine Feuertaufe bestanden. Nachdem der erste Linux-Kurs in Eichstätt mit einer überraschend großen Teilnehmerzahl stattfand, möchte ich an dieser Stelle einen überblick über das aktuelle Softwareangebot der an der Kath. Universität Eichstätt angebotenen Installation geben.

Zunächst einmal ein herzliches Dankeschön an alle - freiwilligen und unfreiwilligen - Helfer, die durch die Benutzung des Systems wesentlich zur Fehlerbehebung und Stabilisierung beigetragen haben. Wir sind zuversichtlich, daß wir im laufenden Wintersemester eine Installation anbieten können, die nicht nur ein Unix zum Schnuppern bietet, sondern durchaus auch als produktives System in vielen Fällen eine Alternative zur DOS/Windows-Welt darstellt.

Die wichtigste Kategorie im Bereich Anwendungssoftware stellen - zumindest für die Majorität der Anwender(innen) an der Katholischen Universität Eichstätt - nach wie vor Textverarbeitungssysteme dar. Es liegt in der Natur der Sache, daß auf einem freien System zunächst auch Applikationen zur Verfügung gestellt werden, die aus einem ähnlichen Umfeld stammen. An erster Stelle sind hier sicherlich die Textsatzsysteme TEX und LATEX zu nennen. Wir haben uns dabei für Thomas Essers teTEX-Paket entschieden, das insbesondere durch seine übersichtliche Gestaltung und Flexibilität glänzt. Auf (sinnvolles) Zubehör wie XDvi (zum Betrachten der DVI-Dateien unter X11), Ghostscript/Ghostview (Postscript-Interpreter bzw. -Viewer) und die XTeXShell wurde hier ebensowenig verzichtet wie auf Möglichkeiten zur Erweiterung und individuellen Anpassung. Am besten verwenden Sie unter X11 die XTeXShell (Klick auf das Icon "TeX-Shell" oder Aufruf xtexsh.

Daß Linux auch für andere Welten aufgeschlossen ist, zeigt das Beispiel WordPerfect. Hier handelt es sich nicht um ein Linux-Programm, sondern um eine Applikation für SCO-Unix, die mit Hilfe des iBCS2-Emulators, einem ladbaren Kernel-Modul, unter Linux lauffähig ist. Wenn man ferner berücksichtigt, daß mit diesem Modul auch SCO-Varianten von Informix, Oracle, ZMail u.a. betrieben werden können, kann der iBCS2-Emulator sicherlich als ein Highlight in der Linux-Entwicklung angesehen werden.

Leider liegt uns derzeit nur eine Demo-Version von WordPerfect vor, wir erwarten allerdings spätestens zum Jahresende eine entsprechende Vollversion. Ob wir die für nächstes Frühjahr von Novell/WordPerfect angekündigte generische Linux-Version von WordPerfect auch anbieten werden (können), bleibt abzuwarten.

Natürlich gehört zu einem vernünftigen Textverarbeitungssystem auch eine hinreichende Druckerunterstützung. Hier konnte mit dem LPD-Dämon von SMART SYSTEMS für Novell-Server eine Lücke geschlossen werden, die es ermöglicht, sämtliche unter Novell adressierbaren Drucker auch unter gängigen Unix-Systemen (nicht nur Linux) anzusprechen. Für die geeignete Formatierung sorgt dabei Peter Anvins magicfilter, der die wichtigsten Dateiformate für alle wesentlichen Druckermodelle unterstützt.

Neben Werkzeugen zur Bild- und Graphikverarbeitung wie etwa xfig, xpaint und xv sowie dem Tabellenkalkulationsprogramm xess3 (als Demo-Version) stehen Ihnen auch relationale Datenbanken, die traditionell ein wesentliches Fundament im Unix-Markt darstellen, zur Verfügung. Wir haben uns dabei für Yard-SQL entschieden, das bereits seit längerer Zeit als generische Linux-Applikation zur Verfügung steht. Die installierte Version weist - nach Herstellerangaben - mit Ausnahme der auf 20 MB limitierten Tabellengröße keine weiteren Einschränkungen zur Vollversion auf.

Daß Sie im Bereich der Internet-Anwendungen eine Vielzahl von Mail-Frontends (xmail, pine, elm), Newsreadern (tin, trn, xvnews), Web-Browsern (Mosaic, Netscape, Arena) und anderen Werkzeugen (z.B. xftp, xarchie etc.) finden, die sich in keinster Weise hinter Ihren Pendants unter DOS/Windows verstecken müssen, bedarf eigentlich keiner gesonderten Bemerkung.

Mitunter kommt es vor, daß man immer noch auf das eine oder andere DOS-Programm angewiesen ist. Auch hier steht mit dem DOSEMU ein sehr leistungsfähiges Werkzeug zur Verfügung, das (fast) keine Wünsche offenläßt. Dabei handelt es sich nicht um eine Emulation des Betriebssystems sondern um eine nachgebildete virtuelle DOS-Maschine. Sie werden erstaunt sein, wie viele Anwendungen Sie im DOSEMU verwenden können - MS Windows 3.1 gehört allerdings nicht dazu. Auch unter X11 steht ein entsprechender Client (xdos} zur Verfügung. Damit können Sie beispielsweise Ihre elektronische Post unter Novell mit Pegasus Mail bearbeiten, während Sie in anderen Fenstern Ihr TEX-Dokument schreiben und kontrollieren.


Ansprechpartner im URZ:
Ingo Kemmerzell        Zimmer In: AS-301   CEO-Mail: kemmerzell 
                       Tel.: -1888         PMail: ingo.kemmerzell
Alexander Kaltenbacher Zimmer In: AS-303   CEO-Mail: kaltenbacher
                       Tel.: -1885         PMail: alexander.kaltenbacher
Tomasz Partyka         Zimmer Ei: eO-107   CEO-Mail: partyka
                       Tel.: -1668         PMail: tomasz.partyka
Barbara Woitas         Zimmer Ei: eO-108   CEO-Mail: woitas
                       Tel.: -1669         PMail: barbara.woitas