Datennetze sind ein Teil der Infrastruktur in Hochschulen und Forschungseinrichtungen und dienen der digitalen Kommunikation mit Hilfe von Rechnern. Sie stehen heute dem Forschungsbereich zur weltweit offenen Verständigung zur Verfügung. Ihre Nutzung unterliegt bestimmten rechtlichen und ethischen Grundsätzen. Dieser Leitfaden soll diese Regelungen einem großen Nutzerkreis bewußt machen, um dadurch den zweckgemäßen und wirtschaftlichen Gebrauch dieses wertvollen Guts zu fördern.
Institutionen in Bildung und Wissenschaft setzen Datennetze als selbstverständlichen Bestandteil der Informationstechnik ein. Datennetze ermöglichen es, schnell, flexibel und freizügig durch Übermittlung von Dokumenten, Daten und Programmen weltweit miteinander zu kommunizieren. Dadurch wird die Synergie in der internationalen wissenschaftlichen Arbeit in bisher kaum vorstellbarer Form verbessert.
Datennetze in Bildung und Wissenschaft sind ein wertvolles allgemeines Gut, das mit erheblichem Aufwand eingerichtet wurde. Hierzu zählen nicht nur die großen finanziellen Anstrengungen der öffentlichen Hand, sondern auch die unschätzbaren Investitionen an Arbeitsaufwand und Kreativität von Fachleuten sowohl im öffentlichen Bereich als auch in der Wirtschaft. So dauern beispielsweise die Abstimmungsprozesse in der internationalen Standardisierung seit über zwei Jahrzehnten an. Wie auch bei anderen Gemeinschaftseinrichtungen erfordert das Angebot eines sicheren und effizienten Betriebs tagtäglich sorgfältige Pflegearbeit im weltweiten Verbund.
Bildung und Wissenschaft können und wollen auf die nunmehr verfügbaren und noch weiter expandierenden weltweiten Netze nicht mehr verzichten. Diese Tatsache vereint alle an den Netzen Beteiligten - Nutzer, Betreiber und Geldgeber - in einer Gemeinschaft, in der gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme geboten sind. Es wäre unverantwortlich, durch leichtfertiges Handeln und unnütige Konfrontationen untereinander das für alle wertvolle Gut der Datennetze zu gefährden.
Die Netze sollen der Gemeinschaft dienen. Der Mißbrauch selbst durch eine kleine Gruppe von Netznutzern könnte das Ansehen der Netze in ihrer Gesamtheit schädigen.
Nicht immer ist die persönlich optimale Nutzung auch global optimal. Eine sorgfältige Beobachtung des Netzverhaltens ist erforderlich, damit Nachteile für die Gemeinschaft abgewendet werden können und die Netzbelastung in vertretbaren Grenzen bleibt.
Durch die Nutzung der Netze können
Die Netze sind relativ einfach zu nutzen: Mit nur wenigen Kommandos kann ein Datentransfer rund um den Globus oder ein Nachrichtenaustausch mit einer großen Zahl von Partnern ausgelöst werden.
Leicht verkennt der Nutzer die Komplexität der von ihm ausgelösten Netzaktivitäten. Er sollte daher vorsichtig mit Netzaufrufen umgehen. Auch wenn der Nutzer glaubt, die Netzwerkzeuge zu beherrschen, sollte er bedenken, daß eine umsichtige Nutzung eine sorgfältige und kontinuierliche Anleitung voraussetzt.
Ein Beispiel für leichtfertigen Gebrauch stellt die Vergeudung von Ressourcen durch einen zwar autorisierten, aber unbedachten Umgang mit den Netzdiensten dar; dies gilt insbesondere für den Abruf von Daten aus den USA, wenn diese in Deutschland bereits verfügbar sind.
Insbesondere können nicht hingenommen werden:
Obwohl keine Nutzungsüberwachung oder gar Zensur erfolgt, sind die Netzbetreiber gehalten, mißbräuchliche Nutzung zu unterbinden und bei Bekanntwerden zu verfolgen.
Die Teilnahme an einem offenen, weltweiten wissenschaftlichen Datennetz und der freizügige Zugang zu vielen damit verbundenen Dienstangeboten ist ein Privileg für die Wissenschaft.
Jeder Nutzer sollte sich darum solidarisch verhalten, damit dieses Privileg für alle erhalten bleibt.
Solidarisches Verhalten bedeutet insbesondere, sich bewußt zu machen, wo die Inanspruchnahme des Netzes durch den Einzelnen die Interessen anderer Mitglieder der Gemeinschaft berührt. Je höher dieses Bewußtsein entwickelt ist, desto weniger wird der Netzbetreiber gezwungen, formale Reglementierungen und Einschränkungen einzuführen. Wegen der hohen Komplexität des Netzes muß der Benutzer in seinem Verhalten durch Betriebsregelungen unterstützt werden.
Darüber hinaus gelten selbstverständlich gesetzliche Regelungen (z.B. die Fernmelde- und Datenschutzgesetze), die im Falle eines Verstoßes greifen. Unabhängig von rechtlichen Folgen muß der Nutzer sich dessen bewußt sein, daß ein Mißbrauch des Netzes einen ernsten Sachverhalt darstellt, der mit weitreichenden Schadensfolgen auch für andere verbunden sein kann.
Angemessenes Verhalten des Nutzers vermeidet die Anwendung von Zwangsmaßnahmen durch die Betreiber und führt zu einem partnerschaftlichen Verhältnis.
Nutzer und Betreiber von Datennetzen müssen sich kooperativ und professionell, d.h. sachgerecht, verantwortlich und wirtschaftlich verhalten. Das schließt für die Betreiber die Pflicht ein, die Benutzer über die Möglichkeiten und Grenzen zu informieren, und für die Benutzer, diese Informationen zur Kenntnis zu nehmen und zu beachten.
Datennetze sind auf absehbare Zeit aber auch Gegenstand von Forschung und Entwicklung; die Weiterentwicklung der Netze und Netzdienste erfordern Erprobungen in Weitverkehrsnetzen. Unbeherrschte Experimentierlust würde jedoch die ``normale'' Benutzung beeinträchtigen und dadurch nicht nur einzelnen Nutzern schaden, sondern auch das Ansehen einzelner Netzbetreiber oder der Netze insgesamt gefährden. Daher ist größte Sorgfalt und Vorsicht angezeigt, wenn neue Dienste erprobt werden. Nachlässigkeit auf diesem Gebiet ist unverantwortlich und wird nicht hingenommen. Die Nutzer müssen aber wissen, daß trotz allen Bemühens Störungen aus diesem Grund nicht ganz auszuschließen sind; sie werden daher um die nötige Toleranz gebeten.
Die Netzbetreiber, insbesondere die Rechenzentren, halten weitergehende Informationen (Betriebsregelungen, Dienstekataloge, Nutzeranleitungen) fr ihre Nutzer bereit. Über einschlägige Literatur und international erreichbare Netze und Netzdienste informiert Sie auch der DFN e.V. (Geschäftsstelle in Berlin, Pariser Str. 44).
Version: 06.04.1993
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