Neue Bedingungen in der Lizenzierung bei Microsoft

K. Keil


Nach den jüngst erfolgten Änderungen in den Lizenzbedingungen für Microsoft-Produkte stellt sich wieder einmal die Frage, welches Office-Paket aus dem an der Katholischen Universität Eichstätt angebotenen Dreierpack dieser angeblichen Bürokomplettlösungen denn nun vorzuziehen sei.

Die Beantwortung der Frage, was denn wohl die Abkürzung MS bedeute, hängt auch davon ab, ob der Antwortende Computerfachmann oder etwa Arzt ist. Jedenfalls scheint eine Krankheit damit gemeint zu sein. Wie anders als durch den Ausbruch einer bis dato unbekannten Krankheit in den Köpfen der Verantwortlichen bei MS könnte die unsinnige Änderung in der Lizenzpolitik sonst erklärt werden.

Um die Auswirkungen dieser Änderungen zu verstehen, will ich zunächst den Passus des Anstoßes aus dem einschlägigen Regelwerk Microsofts - dem Select-4-Vertrag - zitieren:

Der Lizenznehmer kann Kopien der Software auch auf einem Speichermedium speichern oder installieren, z.B. einem Netzwerk-Server, der ausschließlich dafür benützt wird, die Software auf den anderen Computern des Lizenznehmers über ein internes Netzwerk zu installieren oder zu betreiben. Jedoch muss der Lizenznehmer für jeden separaten Computer, auf dem die Software installiert ist oder von einem Speichermedium betrieben wird, eine Lizenz erwerben und diesem zuweisen. Eine Lizenz für eine Software kann nicht geteilt oder gleichzeitig auf verschiedenen Computern genutzt werden.
Obwohl u.E. aus dem Wortlaut dieses Textes nicht zwingend hervorgeht, dass die bisherige Verfahrensweise bei der Bereitstellung von MS Office nicht weiter möglich ist, schließt er dennoch den bisher praktizierten concurrent use der Software aus. Nach Rücksprache mit anderen bayerischen Universitätsrechenzentren und Microsoft scheint dies tatsächlich der Fall zu sein.

Dies hat nun für die Bereitstellung der Software, im Zuge damit für die Betreuung und schließlich auch für den finanziellen Aufwand erhebliche Auswirkungen. MS Word, Excel oder Access werden nun nicht weiter über das Netz zur Verfügung gestellt, denn dazu müssten Lizenzen in der Zahl der vernetzten Computer vorhanden sein. Bei aktuell über 800 Geräten und einem Preis von ca. DM 210 pro Lizenz plus der jährlich fälligen Wartungskosten wäre dies nicht vermittelbar. Jeder, der diese Programme also weiter benutzen will, muss eine eigene Lizenz erwerben, selbst lokal installieren und pflegen. Das Universitätsrechenzentrum sieht sich jedenfalls personell nicht in der Lage, die Vielzahl der lokalen Installationen zu betreuen.

Die Reaktion der Anwender an unserer Universität auf diese Entwicklung kann eigentlich nur lauten: Weg von Word und Co. und dies aus verschiedenen Gründen:

  1. Es gibt andere, qualitativ mindestens gleichwertige und billigere Lösungen.
  2. Mit Alternativen wurden und werden gute Erfahrungen gemacht.
  3. Bill Gates muss nicht unbedingt der reichste Mann der Welt bleiben.

Doch MS scheint auf irgendeine Weise ansteckend zu sein. Es ist wirklich fast krankhaft, mit welcher Begeisterung sich Anwender auf jedes neue oder upgedatete Programm des Softwaregiganten stürzen. Da stellt sich die Frage nach dem Warum. Ist es der Glaube an die überragende Qualität der Produkte oder nur die Hoffnung auf eine endlich akzeptable Programmversion? Oder geschieht es aus Unkenntnis zu Alternativen? Oder nur deshalb, weil MS-Applikationen sowieso jeder hat?

In der Tat machen die meisten PC-Neubesitzer zuerst die Bekanntschaft von MS-Software, weil sie beim Kauf eines PCs ungefragt gleich mit erworben wird oder besser werden muss (böse Zungen behaupten ja, dass sie andernfalls gar nicht zu verkaufen wäre). Was die Installationsbasis betrifft, hat MS dadurch einen derart großen Vorsprung, dass man an der einschlägigen Software nur schwer vorbeikommt, weshalb sie in den Pools des Universitätsrechenzentrums (eo-001, eo-006 und AS-111) auch weiterhin angeboten wird. Ein Argument für die bevorzugte oder gar ausschließliche Verwendung dieser Programme kann dies allerdings nicht sein.

Vielmehr liefert Microsoft mit den neuen, unverständlichen, Installation und Wartung unnötig erschwerenden und dazu kostspieligen Lizenzbedingungen selbst ein weiteres Argument, auf die Alternativen Corel WP-Office und StarOffice zurückzugreifen. Beide werden weiterhin über das Netz zur Verfügung gestellt, im Falle von StarOffice als echte Campuslizenz, die sich sogar über Unix-Betriebssysteme erstreckt, und im Falle von WordPerfect mit einer Lizenzzahl, die keine Engpässe erwarten lässt. In diesem Zusammenhang verweise ich auf meinen einschlägigen Artikel in der letzten Ausgabe der boldmathcal;IN KUERZE.

Wohlgemerkt, die Qualität der einzelnen Office-Pakete steht hier nicht zur Debatte. Alle drei verfügen über eine Funktionsvielfalt, die wohl nie ein Anwender gänzlich benötigen wird. Alle drei haben Fehler und Macken und unter Windows sehen sich sowieso alle Programme irgendwie ähnlich.

Ansprechpartner im URZ:Zimmer: Telefon: PMail:
Klaus Keil EI: eO-108-1371 klaus.keil
Barbara Woitas EI: eO-108-1669 barbara.woitas
Bernhard Brandel IN: AS-201-1888 bernhard.brandel