Neue SPSS-Lizenzvereinbarung

Dr. B. Tewes


              

Aufgrund einer neuen Lizenzvereinbarung mit SPSS ergeben sich einige Änderungen. Schwerpunkt der SPSS-Produktpalette wird in Zukunft SPSS für Windows sein. Hierzu wurden zwei neue Module angemietet sowie die Möglichkeit geschaffen, SPSS für Windows zur Nutzung auf privaten PCs zur Verfügung zu stellen. Die anderen beiden SPSS-Produkte werden voraussichtlich in naher Zukunft vom Rechenzentrum nicht mehr angeboten.

Die neue, seit 1. April 1995 gültige Lizenzvereinbarung sieht die Nutzung einer bestimmten Lizenzanzahl von SPSS für Windows vor, wobei bei Bedarf innerhalb der nächsten zwei Jahre einige Lizenzen auch gegen SPSS/PC+ ausgetauscht werden können. Danach ist eine Nutzung der DOS-Version nicht mehr vorgesehen. Schon jetzt ist das Modul Data Entry nicht mehr verfügbar. Da auch SPSS-X auf unserem Zentralrechner nur noch wenig genutzt wird, ist beabsichtigt, die Anmietung dieses Produkts zum nächstmöglichen Termin Anfang 1996 zu kündigen. Nutzer von SPSS-X sollten ihren Umstieg auf die Windows-Version vorbereiten und gegebenenfalls noch benötigte Dateien in portable Dateien umwandeln, um sie auf die PC-Ebene zu übertragen. SPSS für Windows dagegen erfährt eine Aufrüstung um zwei neue Module, CHAID und LISREL.

CHAID

CHAID ist ein Modul, das sowohl aus dem Programm SPSS für Windows heraus als auch im Programm-Manager über ein eigenes Icon gestartet werden kann. Dabei steht der Name CHAID für CHi-squared Automatic Interaction Detector.

Dieses Modul dient dazu, eine Grundgesamtheit anhand der Ausprägungen mehrerer kategorieller Variablen in Segmente zu zerlegen. Kriterium für die Zerlegung ist dabei der Einfluß der Variablen auf eine ebenfalls kategorielle Zielvariable. Statistisches Werkzeug ist, wie der Name des Moduls bereits ausdrückt, ein Chi-Quadrat-Test. Das Ergebnis wird in einem Baumdiagramm dargestellt. Als wichtigstes Einsatzgebiet des von CHAID durchgeführten Verfahrens ist das Database-Marketing anzusehen, es sind jedoch auch andere Anwendungsgebiete denkbar.

Beipiel (aus Magidson, J. / SPSS Inc. (1993): SPSS für Windows, CHAID, Release 6.0):

Bei einer Werbeaktion für ein Magazin werden Haushalte angeschrieben. Über die Haushalte sind einige soziodemographische Merkmale bekannt, die in den Variablen hhsize (Haushaltsgröße), gender (Geschlecht des Haushaltsvorstandes), age (Alter des Haushaltsvorstandes), income (geschätztes Haushaltseinkommen), bankcard (Besitz einer Bankkarte), kids (Zugehörigkeit von Kindern zum Haushalt) sowie occup (berufliche Position des Haushaltsvorstandes) abgespeichert sind. Als Zielvariable wird eine dichotome Variable verwendet, die wiedergibt, ob ein Haushalt in Form eines Abonnements auf die Werbeaktion reagiert oder nicht resp2). Der Datensatz ist als SPSS-Systemfile im Verzeichnis i:\stat\chaidwin zu finden.

CHAID untersucht nun, welche der betrachteten Variablen bei einem Chi-Quadrat-Unabhängigkeitstest mit der Zielvariablen das höchste Signifikanzniveau besitzt. Dies ist hier die Variable hhsize, bei der noch zu einem Signifikanzniveau von 4,4 * 10**(-14) die Unabhängigkeitshypothese verworfen würde. Da die Haushaltsgrößen 2 und 3 Personen sowie 4 und 5 und mehr Personen sich jeweils nicht signifikant voneinander unterscheiden, werden diese Ausprägungen aggregiert. Somit ergeben sich vier Subgruppen, die nun weiter untersucht werden. In den Subgruppen mit Haushaltsgröße 1 sowie Haushaltsgröße 4, 5 und mehr können keine weiteren Variablen gefunden werden, bei denen sich zum Signifikanzniveau 0,05 die Unabhängigkeitshypothese verwerfen läßt. Bei den 2- und 3-Personen-Haushalten sind die Variablen occup und resp2, bei den Haushalten ohne Angaben zur Haushaltsgröße gender und die Zielvariable statistisch signifikant abhängig. Da jeweils keine weiteren Untergruppen mehr gefunden werden können, läßt sich die Grundgesamtheit sinnvoll in 6 Segmente zerlegen. Das Ergebnis wird im folgenden Baumdiagramm dargestellt, das auch die Quote der jeweils positiven Reaktionen beinhaltet.

LISREL

LISREL ist ein Modul, das zwar aus dem Programm SPSS für Windows aufgerufen werden kann, aber nicht über das Menü. Es stand bisher bereits unter SPSS-X zur Verfügung. LISREL steht für LInear Structural RELationship. Das Modul enthält die Prozeduren PRELIS und LISREL, korrekter ausgedrückt ein Interface zu den selbständigen Programmen PRELIS und LISREL. Die Versionsnummer 7 bezieht sich dabei auf diese Programme. Im Syntax-Fenster kann in gewohnter SPSS-Manier der Programmcode eingegeben werden, eine Vorgehensweise, die dem reinen SPSS für Windows-Nutzer jedoch weitgehend fremd ist.

Das LISREL-Modell ist ein Verfahren der Kausalanalyse. Aufgrund von Kovarianzstrukturen beobachtbarer Variablen soll auf kausale Beziehungen damit zusammenhängender latenter Variablen geschlossen werden. Die Prozedur PRELIS erzeugt aus einer SPSS-Systemdatei die Matrixdateien, die von LISREL als Input benötigt werden. Die Prozedur LISREL führt dann die eigentliche Analyse des LISREL-Modells durch. Das Verfahren findet hauptsächlich im sozialwissenschaftlichen Bereich Anwendung.

Software-Ausleihe für den privaten PC

Mit der neuen Lizenzvereinbarung ist es möglich geworden, SPSS für Windows (in Ausnahmefällen auch SPSS/PC+) zeitlich befristet zur Installation auf dem privaten PC zur Verfügung zu stellen. Eine solche Lizenz (ohne Handbücher) kann für ein oder zwei Semester ausgeliehen werden. Als Leihgebühr werden 100 DM bzw. 150 DM erhoben. Nähere Informationen erhalten Sie beim jeweiligen Ansprechpartner.


Ansprechpartner im URZ:

Ingo Kemmerzell         Zimmer  In: AS-301   CEO-Mail: kemmerzell 
                        Tel.: -1888          PMail: ingo.kemmerzell
Dr. Bernward Tewes      Zimmer  Ei: eO-106   CEO-Mail: tewes
                        Tel.: -1667          PMail: bernward.tewes