Schriftkunst im Dienste des Wortes -
Eine Ausstellung mit Kalligraphien zur Bibel in der Katholischen Universität Eichstätt

Dr. W.A. Slaby


            

Wie sollte man sich am besten mit dem Buch der Bücher auseinandersetzen, wie verschafft man sich einen geeigneten Zugang zur Bibel? Arbeitet man ein bestimmtes Buch, wie z.B. das Johannesevangelium, systematisch durch? Beschäftigt man sich mit einem bestimmten Thema, etwa den Gleichnissen Jesu oder dem Leben der Urgemeinden? Einen ganz anderen, unorthodoxen Zugang versucht der amerikanische Mathematiker und Professor für Computerwissenschaft an der Stanford University in Kalifornien Donald E. Knuth in seinem Buch ''3:16 - Bible Texts Illuminated'': Aus jedem Buch der Bibel wählt er den 16. Vers aus dem 3. Kapitel, interpretiert ihn, beleuchtet die Geschichte seiner Exegese mit dem Ziel, auf diese Weise einen repräsentativen Querschnitt aus der Heiligen Schrift zu erhalten. So gewinnt er aus dem Teil, ausgewählt mit der Methode des Zufalls als geschichtete Stichprobe, einen Einblick in das Ganze. Zur ästhetischen Untermauerung seines ungewöhnlichen Zugangs zur Bibel hat Knuth in Zusammenarbeit mit dem bedeutenden deutschen Kalligraphen Hermann Zapf insgesamt 59 herausragende zeitgenössische Kalligraphen aus 26 Ländern gebeten, jeweils einen der ausgewählten Bibelverse kalligraphisch auszugestalten.

In einer vielbeachteten Ausstellung des Universitätsrechenzentrum unter dem Titel ''3:16 - Kalligraphien zum Buch der Bücher'', bei deren Durchführung wir dankenswerterweise die fachkundige Unterstützung durch die Universitätsbibliothek in Anspruch nehmen durften, waren die dabei entstandenen Original-Kalligraphien in den vergangenen Wochen in der Staats- und Seminarbibliothek am Hofgarten zu sehen. Außer in Eichstätt wurde diese Ausstellung in Deutschland bisher nur in Karlsruhe und Gießen gezeigt. Neben den Arbeiten, die als Reproduktionen Eingang in das oben erwähnte Buch gefunden haben, zeigte die Ausstellung in einigen Exponaten auch die Entstehungsgeschichte dieser zeitgenössischen Kalligraphien, angefangen von den Randbedingungen und Vorgaben für die Kalligraphen bis hin zu Alternativentwürfen oder verworfenen Zwischenstufen, die den oft mühevollen Weg bis zum endgültigen Resultat verdeutlichen. Stellungnahmen und ganz persönliche Bemerkungen der Künstler zu ihren Arbeiten rundeten die Ausstellung ab.