Verschlüsselung elektronischer Post mit Mozilla Thunderbird, Enigmail und GnuPG

B. Brandel


Bereits in mehreren Ausgaben der (1/1999, 1/2000, 2/2000 und 1/2002) war die Verschlüsselung elektronischer Post mit PGP ein wichtiges Thema. In diesem Artikel wird eine neue Software-Kombination (Mozilla Thunderbird mit GnuPT/GnuPG und Enigmail) beschrieben und empfohlen, da die bisher verwendete Verschlüsselungssoftware PGP in Version 8 für den allgemeinen Einsatz in Universitäten nicht mehr kostenfrei verfügbar ist und auch PegasusMail als IMAP-Mail-Client Schwächen aufweist.

Dieser Artikel beschreibt die Nutzung von GnuPG 1.4.1 mit Enigmail 0.91.0 unter Thunderbird 1.0.2, während die Installation und Konfiguration dieser Softwareprodukte aus Platzgründen hier nicht dargestellt werden kann. Eine ausführliche Installations- und Konfigurationsanleitung wird deshalb unter dem URL http://www1.ku-eichstaett.de/urz/install/enigmail.pdf veröffentlicht.

Schlüsselverwaltung: Import von vorhandenen PGP- oder GnuPG-Schlüsseln

Zur verschlüsselten Kommunikation benötigen Sie öffentliche und private Schlüssel, die in den GPG-Schlüsselbund aufgenommen werden können.

Wenn Sie noch keine PGP- oder GnuPG-Schlüssel besitzen, überspringen Sie bitte diesen Abschnitt. Wenn Sie jedoch Ihre alten öffentlichen und privaten Schlüsselringe (PGP-Keys oder GPG-Keys) weiter verwenden wollen, können Sie diese auf folgende Art importieren, und zwar zuerst den öffentlichen Schlüsselring pubring.pkr (oder .gpg) und dann erst den geheimen Schlüsselring secring.skr (oder .gpg):

Öffnen Sie bitte in Thunderbird das Menü EnigmailOpenPGP-Schlüsselverwaltung und dort das Menü DateiImportieren. Importieren Sie Ihren bisherigen PGP-Keyring (z.B. aus C:\keys\pubring.pkr - Dateityp: alle Dateien!) und danach analog Ihren privaten Keyring.

Enigmail meldet dann den erfolgreichen Import:

Meldung Schlüsselimport 1

Meldung Schlüsselimport 2

Anschließend müssen Sie nun noch das Vertrauen in Ihr eigenes Schlüsselpaar und in alle von Ihnen benötigten fremden öffentlichen Schlüsseln auf absolutes Vertrauen hochsetzen. Dazu markieren Sie zuerst Ihr eigenes Schlüsselpaar und öffnen das Menü BearbeitenVertrauenswürdigkeit festlegen, wählen Ich vertraue ihm absolut und klicken anschließend zweimal auf OK.

Dieses Procedere wiederholen Sie mit allen weiteren benötigten Schlüsseln. Das Ergebnis der Aktion wird schließlich in der OpenPGP-Schlüsselverwaltung in der Spalte Besitzer-Vertrauen angezeigt:

Schlüsselverwaltung

Der Import weiterer Schlüssel funktioniert in gleicher Weise.

Schlüsselverwaltung: Erzeugung eines neuen Schlüsselpaares

Wenn Sie ein neues Schlüsselpaar erzeugen möchten, gehen Sie wie folgt vor (siehe http://enigmail.equipmente.de/Hilfe/helpset.htm, Abschnitt Schlüsselpaar erzeugen):

Im Hauptfenster des Thunderbird erreichen Sie über EnigmailOpenPGP-Schlüsselverwaltung...ErzeugenNeues Schlüsselpaar das Enigmail-Fenster zur Erzeugung eines OpenPGP-Schlüsselpaares:

Schlüsselpaar erzeugen

Machen Sie dort folgende Eintragungen:

Ein Klick auf Schlüsselpaar erzeugen erzeugt Ihr neues Schlüsselpaar. Klicken Sie zweimal auf Ja (auch das Widerrufszertifikat soll erzeugt werden), geben dann Ihre Passphrase ein und Sie sehen im OpenGPG-Fenster schließlich Ihren neuen Schlüssel.

Ergebnis der Schlüsselerzeugung

Wenn Sie von diversen Kommunikationspartnern öffentliche Schlüssel importieren möchten, tun Sie dies bitte und legen Sie deren Vertrauenswürdigkeit fest, wie im vorigen Abschnitt beschrieben.

Hinweis: Erstellen Sie nach der Schlüsselerzeugung unbedingt eine Sicherung Ihres Schlüsselpaares (pubring.gpg und secring.gpg) auf Diskette oder CD! Unabhängig davon sollten Sie zusätzlich noch im Original-Verzeichnis beide Dateien nochmals als pubring.gpg.orig und secring.gpg.orig abspeichern, da es in seltenen Fällen vorkommen kann, dass GnuPG die Originaldateien verhunzt und unbrauchbar macht. Der Autor hat diese Erfahrung zweimal in den letzten sechs Monaten machen müssen. Falls GnuPG irgendwann die Schlüssel nicht mehr findet oder als unbrauchbar angibt, können Sie dann einfach die *.gpg.orig-Dateien nach *.gpg umbenennen.

Schlüsselverwaltung: Schlüsselaustausch

Wenn Sie Ihren öffentlichen Schlüssel an Ihre Kommunikationspartner weitergeben möchten, können Sie das ebenfalls über das Menü EnigmailOpenPGP-Schlüsselverwaltung tun:

Klicken Sie Ihr Schlüsselpaar an und öffnen per Rechtsklick das Kontextmenü In Datei exportieren. Ihren privaten Schlüssel sollten Sie natürlich in keinem Fall mit exportieren (unbedingt Antwort Nein anklicken!).

in Datei exportieren

privaten Schlüssel in Datei: nein

Nun können Sie Ihren exportierten öffentlichen Schlüssel z.B. unter dem vorgeschlagenen Namen abspeichern. Zum Schlüsseltausch können Sie Ihrem Kommunikationspartner diese Datei nun persönlich übergeben oder ihm die Datei per E-Mail zusenden und den Fingerprint Ihres Keys per Telefon mitteilen. Ihr Partner kann dann den Schlüssel in seinen Schlüsselring importieren und im Menü OpenPGP-Schlüsselverwaltung per Rechtsklick über die Schlüsseleigenschaften den Fingerabdruck überprüfen.

Schlüsseleigenschaften

Fingerprint prüfen

Signieren und/oder Verschlüsseln von Mails

Um eine E-Mail-Nachricht zu signieren und/oder zu verschlüsseln gibt es mehrere Möglichkeiten. Am besten gehen Sie folgendermaßen vor:

Starten Sie Thunderbird und verfassen Sie wie gewohnt eine neue E-Mail-Nachricht.

Enigmail-Optionen für Mail-Versand

Anschließend öffnen Sie das Enigmail-Menü und wählen die gewünschten Optionen aus.

Wählen Sie Unterschrieben versenden, um die Nachricht zu signieren.
Wählen Sie Verschlüsselt versenden, um die Nachricht zu verschlüsseln.
Wählen Sie PGP/MIME verwenden, um die Nachricht mit Hilfe von PGP/MIME zu signieren/verschlüsseln. Wenn Sie eine HTML-Nachricht schreiben, deutsche Umlaute benutzen oder möchten, dass Anhänge auch verschlüsselt werden, sollten Sie unbedingt PGP/MIME verwenden. Stellen Sie aber vorher sicher, dass der E-Mail-Client des Adressaten dieses auch unterstützt.
Wählen Sie OpenPGP-Empfänger-Regeln ignorieren, um evtl. konfigurierte Empfängerregeln nicht auszuführen. Das ist insbesondere dann interessant, wenn Sie die E-Mail an mehrere Empfänger senden.
Verschlüsselung rückgängig machen entschlüsselt eine versehentlich verschlüsselte E-Mail wieder.
Öffentlichen Schlüssel einfügen fügt den öffentlichen Schlüssel der Absender-Adresse ein.
Mit Passphrase aus Cache löschen löschen Sie das zwischengespeicherte Mantra (Passphrase/Passwort). Dieses sollten Sie tun, wenn Sie mehrere Schlüssel besitzen und mit verschiedenen Schlüsseln innerhalb kurzer Zeit verschlüsselte/signierte E-Mails versenden/öffnen.
Über OpenPGP-Empfänger-Regeln... kommen Sie zu dem Dialog, in dem Sie die Empfänger-Regeln bearbeiten können. Wenn Sie E-Mail-Nachrichten an einen bestimmten Empfänger immer auf die gleiche Art signieren/verschlüsseln möchten, dann erstellen Sie am besten eine OpenPGP-Empfänger-Regel.

Testmail - signiert und unterschrieben

Wenn Sie die gewünschten Einstellungen vorgenommen haben, können Sie durch Betätigen des Schaltknopfs Senden die Nachricht schließlich absenden. Die nachfolgende Warnung nehmen Sie zur Kenntnis, geben anschließend Ihre Passphrase ein und erhalten von Enigmail eine Verschlüsselungsbestätigung:

Warnung vor HTML

Passphrase eingeben

Bestätigung

Entschlüsseln von Mails/Signaturprüfung

Am besten aktivieren Sie im Enigmail-Menü die Option Automatisch entschlüsseln/überprüfen. Dann wird Enigmail bei jeder verschlüsselten bzw. signierten Mail die Entschlüsselung/Signaturprüfung ohne weitere Rückfrage vornehmen.

automatisch entschlüsseln/prüfen

In der Symbolleiste der geöffneten E-Mail (oder in der E-Mail-Vorschau - F8) haben Sie nun je nachdem ob die E-Mail signiert und/oder verschlüsselt war, bis zu zwei Symbole, nämlich einen Stift und einen Schlüssel.

Der Stift zeigt an, dass die E-Mail signiert wurde. Der Stift trägt ein Fragezeichen, wenn Sie entweder nicht über den öffentlichen Schlüssel des Absenders verfügen oder aber dem Absender nicht vertrauen. Der Schlüssel zeigt an, dass die E-Mail verschlüsselt wurde. Ein Linksklick auf den Stift oder den Schlüssel zeigt Ihnen die OpenPGP-Informationen zu der erhaltenen E-Mail an.

Entschlüsselte Mail

Meldung: Korrekte Unterschrift

Wenn Sie nicht im Besitz des öffentlichen Schlüssels sind, weist Enigmail Sie mit einem Dialog darauf hin. Nach einem Klick auf Ja bestätigen Sie den Schlüsselserver-Dialog. Nach einem OK versucht Enigmail den Schlüssel vom Schlüsselserver herunterzuladen. Wenn der Schlüssel auf dem Schlüsselserver verfügbar ist, importiert Enigmail diesen in Ihren Schlüsselbund. Sollte der Schlüssel nicht auf dem Schlüsselserver gefunden werden, so informiert Enigmail Sie darüber. In diesem Fall sollten Sie den Schlüssel von Ihrem E-Mail-Partner anfordern.

Vergleich mit PGP/QDPGP/Pegasus Mail

Wenn man die Kombination Thunderbird mit Enigmail und GnuPG mit der bisherigen Lösung PGP/QDPGP/Pegasus Mail vergleicht, ergeben sich eindeutige Vorteile der neuen Lösung:

Nach vier Jahren immer noch nicht behobene Sicherheitslücken wie bei PegasusMail (Klartextabspeicherung der Passphrase in Drafts) kann sich der Autor bei Thunderbird, Enigmail und GnuPT nicht vorstellen. Das einzige kleine Manko ist der auch beim Autor eingetretene Bug (zerstörter Public Key). Dessen Folgen lassen sich aber durch Sicherheitskopien der Schlüsseldateien problemlos umgehen.

Daher ist diese Kombination allen, die eine leistungsfähige und komfortable E-Mail-Verschlüsselungs-Lösung suchen, wärmstens zu empfehlen - zumal Thunderbird mit Enigmail und GnuPG auch unter Linux gut funktioniert.

Nutzung von Mozilla Thunderbird, Enigmail und GnuPG in den Computerpools der KU

In den Computer-Pools der KU werden alle drei Softwareprodukte in den beschriebenen aktuellen Versionen mit dem nächsten PC-Software-Klon installiert und vorkonfiguriert. Sie können dann dort diese Software direkt nutzen. Dann steht einer sicheren Kommunikation per E-Mail nichts mehr im Wege.

Eine noch detailliertere Beschreibung der Nutzung von GnuPG mit Enigmail unter Thunderbird würde aufgrund der Vielzahl aller Features den Rahmen dieses Artikels völlig sprengen. Wenn Sie noch mehr darüber erfahren wollen, möchte ich Sie auf die Security-Kurse des Universitätsrechenzentrums hinweisen, die alljährlich im Wintersemester in Ingolstadt (diesmal am 21. und 28. Oktober 2005) angeboten werden.

Literatur:

Probleme, Wünsche und Anregungen zu GnuPT:
http://www.equipmente.de/viewforum.php?f=21

Ausführliche Dokumentationen zu Thunderbird, Enigmail und GnuPG:
http://enigmail.equipmente.de/Hilfe/helpset.htm
http://www.equipmente.de/viewtopic.php?t=437 (mit Download-Möglichkeit)


Ansprechpartner im URZ:Zimmer: Telefon: Mail:
Bernhard BrandelIN: HB-204-1888bernhard.brandel
Tomasz PartykaEI: eO-107-1668tomasz.partyka
Dr. Wolfgang A. SlabyEI: eO-109a-1214/-1462/-1670wolfgang.slaby