Jerzy Kochanowski
 
Polen in die Wehrmacht? Zu einem wenig erforschten Aspekt der nationalsozialistischen Besatzungspolitik 1939-1945. Eine Problemskizze[1]
 
Hätte jemand in den Jahren 1942/43 eine Inspektion aller deutschen Truppen an der Ostfront vorgenommen, wäre er erstaunt gewesen, wie viele Soldaten schlecht oder gar nicht deutsch sprachen. Bereits am Anfang des Krieges begann die Zwangsrekrutierung der "ethnischen Deutschen", die als wirksames Mittel der Germanisierung angesehen wurde. Auf polnischem Boden, vor allem in Oberschlesien, wurden ca. 250 Tausend Menschen mobilisiert, im belgischen Eupen-Malmédy ca. 8 Tausend, in Slowenien ca. 35 Tausend. Im Elsaß, in Lothringen und in Luxemburg, wo im August 1942 die Wehrpflicht in der Wehrmacht eingeführt wurde, sind insgesamt ca. 140 Tausend Männer eingezogen worden. Als es allmählich an Rekruten zu fehlen begann, bezog man immer weitere und immer weniger "deutsche" Gruppen der "Volksliste" in die Rekrutierung ein. Darüber hinaus griff man auch nach den Volksdeutschen aus den verbündeten Staaten, wie z.B. Ungarn, wo bis Ende 1944 etwa 120 Tausend "Ungarndeutsche" in die SS eingezogen wurden.[2] Im Juni 1944 wurde berechnet, daß ca. 200 Tausend Volksdeutsche aus Südosteuropa in der Waffen-SS und der deutschen Polizei dienten.[3] Unter den Zwangsrekrutierten "ethnischen Deutschen" konnte man ein ganzes Spektrum unterschiedlicher Haltungen gegenüber diesem Wehrdienst finden. Ein Teil folgte der Rekrutierung ohne Widerstände. Mehr verbreitet war jedoch eine ablehnende Haltung gegenüber dem Krieg. Sie wurde häufig durch die Diskriminierung der schlecht deutsch sprechenden Volksdeutschen ausgelöst.
 
Während des 2. Weltkriegs kämpften bei der Wehrmacht, der SS, der Marine, der Luftwaffe, der Gendarmerie, der Polizei und bei diversen Hilfsdiensten auch an die eineinhalb Millionen Freiwillige, die keine auch nur entfernten deutschen Wurzeln besaßen.[4] Die Freiwilligen kamen sowohl aus den besetzten Gebieten (einschließlich der britischen Inseln auf dem Ärmelkanal) wie aus den verbündeten und den neutralen Staaten - aus der Schweiz, aus Spanien, Portugal, Schweden, Türkei, Indien, Palästina, Tunesien. Es gab Iren wie auch Bürger Kanadas oder der Vereinigten Staaten. Die Freiwilligen kämpften sowohl in eigenen nationalen Einheiten wie auch in deutschen Truppenteilen.
 
Bei der Entscheidung für die deutsche Seite spielten unterschiedliche Motive eine Rolle - mal ging es um den Kampf gegen die Kolonialmacht (bei den Indern, Arabern) oder gegen die hegemoniale Nation (bei den Kroaten und Slowenen), mal um antikommunistisch-reformerische Ziele (Vlasov-Armee) oder um antikommunistische Unabhängigkeitsbestrebungen (bei den Ukrainern, den kaukasischen und baltischen Völkern).[5] Für die große Mehrheit ehemaliger Soldaten der Roten Armee ging es vor allem darum, dem Alptraum der Kriegsgefangenschaft zu entgehen - man bedenke, daß von den 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen an die 3,3 Millionen gestorben sind. Während praktisch alle Letten "Patriotismus" und "Antikommunismus" als Motive angaben, in die SS einzutreten, gaben 39,9% einer untersuchten Gruppe von Freiwilligen aus Dänemark politische Überzeugungen als Grund an, sich der deutschen Armee anzuschließen, 23,9% Abenteuerlust, 12,5% Flucht vor Problemen (u.a. auch familiärer Natur), 11,2% Sympathie für die Deutschen und 6,4% Arbeitslosigkeit.[6]
 
Es finden sich jedoch keine polnischen Einheiten, die an den Kämpfen auf deutscher Seite teilgenommen hätten, zumindest keine, die in irgendeiner Weise ihren nationalen Charakter herausgestellt hätten. Auf der einen Seite rührte das aus der Haltung der polnischen Gesellschaft, die in ihrer großen Mehrheit jegliche Verständigung mit den Besatzern entschieden ablehnte. Auf der anderen Seite verdanken die Polen ihren Ruf, "das einzige Volk ohne einen Quisling"[7] gewesen zu sein der Haltung Hitlers. Vorschläge, polnische bewaffnete Einheiten zu bilden, die ihm sowohl von Teilen des deutschen Establishments wie von bestimmten polnischen Kreisen unterbreitet wurden, hat Hitler bis Ende 1944 stets abgelehnt. Als nach dem Ende des Septemberfeldzugs eine Stimmung von tiefer Enttäuschung und kollektivem Streß in Polen herrschte, war die Auffassung, man müßte sich mit den Deutschen arrangieren, zwar nicht sehr verbreitet, aber hie und da vernehmbar. Die Erinnerungen von Władysław Studnicki, dem bekanntesten polnischen Germanophilen,[8] enthalten ein Körnchen Wahrheit, wenn er im Herbst 1939 schreibt:
 
"Zu mir kamen vorwiegend Menschen aus der älteren Generation, die aus verschiedenen Schichten stammten und unterschiedliche politische Richtungen vertraten. Da waren Arbeiter, Handwerker, Mitglieder der Bauernpartei, Vertreter der Berufsintelligenz, vor allem Rechtsanwälte, Journalisten, Industrielle, viele Adlige. Sie vertraten die Ansicht, man müsse mit Deutschland verhandeln, ein Nationalkomitee bilden, eine Delegation nach Berlin schicken. Man müsse retten, was zu retten sei."[9]
 
Die Basis einer Verständigung sollte der erwartete deutsch-sowjetische Konflikt bilden. Studnicki erklärte dem deutschen Kommandanten von Warschau: "Ihr habt nicht das Menschenmaterial, die Etappen zu besetzen. Ihr werden den Krieg ohne die Wiedererrichtung Polens, ohne Aufstellung einer polnischen Armee verlieren."[10] Karl von Neuman-Neurode bat ihn, seine Argumente schriftlich vorzulegen. Studnicki ließ sich nicht lange bitten und übergab ihm am 20. November 1939 eine vervielfältigte Broschüre mit dem Titel: Denkschrift über eine polnische Armee und den kommenden deutsch-sowjetischen Krieg.[11]
 
Eine solche Armee, die von einer provisorischen polnischen Regierung aufgestellt werden müßte, könnte nach einem möglichen Rußlandfeldzug die Gebiete bis zum Dnjepr besetzen, während die Deutschen das Gebiet bis zum Don und Kaukasus sichern würden. Studnicki warf die damals naheliegende Frage nach dem Vertrauen der Deutschen zu einer solchen Armee auf. Er sah diesbezüglich keine Probleme, solange die Armee nicht im Westen eingesetzt würde. "Wenn die Parole lautet ,Krieg gegen Rußland', gibt es keinen Grund für irgendwelche Befürchtungen oder Zweifel, denn es wäre das größte Unglück für das polnische Volk, wenn ganz Polen unter die Herrschaft Sowjetrußlands geriete." Die Auswahl geeigneter Offiziere, die ausreichendes "Verständnis für die Gefahr" mitbrächten, würde eine von Studnicki geschaffene Organisation übernehmen. Die Armee sollte nicht groß sein - ein paar Divisionen Infanterie und Kavallerie ohne Luftwaffe oder Panzereinheiten. Aus diesem Grund würde sie laut Studnicki auch keine Gefahr für Deutschland darstellen.
 
Die deutsche Führung im Generalgouvernement war da anderer Ansicht, denn sie hatte den Polen in diesem Krieg eine andere Rolle zugedacht. Hans Frank verbot die Verbreitung der Denkschrift, insbesondere unter den Offizieren der Wehrmacht. Studnicki ließ sich nicht abschrecken und schickte im Januar 1940 sowohl diese Denkschrift wie auch eine weitere, in der er gegen die immer brutaler werdende Politik im besetzten Polen protestierte, dem ehemaligen deutschen Botschafter in Warschau, von Moltke, und danach an Hitler, Göring und Goebbels. Der Propagandaminister nahm Studnicki jedoch alle Illusionen: "Ich weiß, daß Sie immer ein Feind Rußlands waren. [...] Aber heute sind Sie für uns unbequem. Sie können schädlich und sogar gefährlich werden."[12]
 
Es bleibt natürlich eine offene Frage, ob sich genug Freiwillige bei einer deutschen Zustimmung gefunden hätten. Man kann aber die These riskieren, auch wenn man sie nicht mit Dokumenten belegen kann, daß eine solche Aktion Chancen auf Erfolg gehabt hätte. Wenn es zur selben Zeit gelungen ist, in sowjetischen Kriegsgefangenenlagern eine nicht gerade kleine Gruppe von polnischen Kriegsgefangenen zu finden, die zur Zusammenarbeit bereit waren, dann wäre ein entsprechender Versuch in deutschen Kriegsgefangenen- und Offizierslagern mit Sicherheit auch erfolgreich gewesen. Man kann auch vermuten, daß es während der ersten Monate der Besatzung, als die Terrorspirale noch am Anfang war, gelungen wäre, Freiwillige auch in der "Freiheit" zu rekrutieren.
 
Der hervorragend informierte Ludwik Landau, der die Stimmungen und Einstellungen in der polnischen Gesellschaft sehr gut erfassen konnte, bezweifelte in seiner täglich geschriebenen "Chronik des Krieges und der Besatzung", daß es zu einer Verständigung zwischen den Besatzern und der polnischen Gesellschaft kommen könnte, und daß die Deutschen bereit wären, Bedingungen anzubieten, "die auch nur für den konziliantesten Politiker akzeptabel wären; Studnicki allein reicht nicht."[13] Auf der anderen Seite schrieb er am 18. März 1940:
 
"Es gibt tatsächlich viele Leute, die versuchen, sich die Gunst der Besatzer zu erkaufen, und in dem Maße, wie die Situation sich verschlechtert, werden es mehr werden. Ich habe aus Krakau gehört, daß dieses Phänomen dort einen erheblichen Umfang erreicht hat - Leute, die irgendwelche ,Verdienste' noch aus österreichischen Zeiten haben, graben alte Dokumente aus und bemühen sich auf diese Weise, die Gunst der neuen Herren zu gewinnen."[14]
 
Im Sommer 1940, als es zunehmend zu Spannungen in den Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Deutschland kam, scheint sich die Stimmung zugunsten der Schaffung polnischer Einheiten verbessert zu haben. Man rechnete mit einem Krieg. Anfang Juli 1940 notierte Landau, wie das Auftauchen von Lautsprechern in den Straßen von Warschau im gemeinen Volk die Erwartung nährte, daß "durch die Lautsprecher demnächst zum Eintritt in eine Armee, in irgendwelche gegen die Bolschewiken, die eigentlichen Feinde Polens, gerichteten Einheiten aufgerufen werden sollte."[15] Es gab Gerüchte, daß in der Provinz, unter anderem in dem nicht weit von Warschau gelegenen Grodzisk Mazowiecki, die Rekrutierung schon begonnen habe.[16] Der Schriftsteller Stanisław Rembek, der in Grodzisk Mazowiecki lebte, notierte am 3. Juli 1940 - offensichtlich ohne negative Konnotationen - in seinem Tagebuch: "Man erzählt sich, daß die Deutschen aus polnischen Kriegsgefangenen irgendwelche antibolschewistischen Legionen bilden."[17] Drei Tage später erklärt der Autor von Wyrok na Franciszka Kłosa, ein Mann, der aus der Linken kommt, dem zufällig auf der Straße getroffenen Schriftsteller Wacław Sieroszewski, daß "man doch beginnen sollte, mit den Deutschen zu paktieren, um vom Polentum zu retten, was noch zu retten ist, und um eine irgendwie geartete Streitkraft zu besitzen für den Fall einer allgemeinen bolschewistischen Revolution, die meines Erachtens eine große Gefahr darstellt angesichts der Verwüstung beinah ganz Europas."[18] Beim alten Schriftsteller fand er keine Zustimmung. Aber Ferdinand Goetel, ein Literat, den er am selben Tag traf, stimmte ihm nicht nur zu, sondern meinte sogar, daß "bereits etwas geschieht in diese Richtung, aber vor dem Herbst wird es nicht losgehen."[19]
 
Als der Krieg mit der Sowjetunion ein Jahr später tatsächlich ausbrach, waren die Deutschen an einer weiteren Initiative von Władysław Studnicki nicht interessiert, der "die Polen mobilisieren" und die Neutralität des polnischen Untergrunds gegenüber dem Konflikt propagieren wollte. Diesmal wurde Studnicki für über ein Jahr im Warschauer Gefängnis Pawiak inhaftiert. Es ist schwer zu sagen, wie weit die Idee des alten Germanophilen mit den Stimmungen korrelierte, die damals - vorübergehend - in den zwischen Herbst 1939 und Ende Juni 1941 von den Sowjets okkupierten Gebieten vorherrschten, wo ein Teil der Bevölkerung zur Zusammenarbeit mit den Deutschen im Kampf gegen die verhaßten "Sowjets" bereit war. Der Londoner Untergrund war sich dieser Bereitschaft bewußt und sann auf Abhilfe. "Zunächst ging es darum, der Fraternisierung in den eroberten Gebieten entgegenzutreten, damit im Ostland kein Bündnis zugunsten einer Beteiligung der einheimischen Bevölkerung an den deutschen Streitkräften entsteht," erinnert sich Zbigniew Kožliński.
 
"Die Befürchtung, daß die Jugend sich gerne den deutschen Streitkräften im Kampf gegen die Bolschewiken anschließen würde, war nicht unbegründet. Die Deutschen wurden hier mit Begeisterung begrüßt. Es kam vor, daß die Landwirte aus Dankbarkeit ihnen freiwillig ihre Kühe brachten, Messen für sie lesen ließen und ihnen Triumphbögen errichteten. Als die spanische Blaue Division in unsere Gegend ankam, wurde sie herzlich aufgenommen, die Soldaten wurden mit Alkohol abgefüllt [...] In den ersten Tagen ihrer Offensive haben die Deutschen viele Polen aus den sowjetischen Gefängnissen befreit, und auch deswegen wurden in den Kirchen Gebete für sie gesprochen."[20]
 
Die Deutschen haben diese Bereitschaft zur Mitarbeit nicht genutzt, außer für gelegentliche Hilfestellung beim Aufgreifen von Rotarmisten, einheimischen Kommunisten oder Juden. Es wurden aber auch weiterhin Versuche unternommen, die Haltung der Polen propagandistisch zu beeinflussen. Im August 1941 wurden an einigen Punkten in Warschau riesige Leinwände aufgebaut, auf denen ausländische Freiwillige auf dem Weg an die Ostfront gezeigt wurden, von einem entsprechenden Kommentar begleitet: "Ganz Europa kämpft mit dem Kommunismus [...] An der Ostfront stehen Italiener, Spanier, Belgier, Norweger, Holländer, Dänen, Kroaten, Slowaken, Ungarn und Rumänen an der Seite des deutschen Soldaten. Und wo bist du, Pole?"[21] Nach einer Gegenaktion der "kleinen Sabotage" wurde dieser Propagandastreifen nicht mehr gezeigt.
 
Das Zeigen dieses Propagandafilms war sicherlich nicht auf eine Kompetenzüberschreitung irgendeines Propagandaoffiziers zurückzuführen, sondern Folge einer bewußten, wenn auch mit Berlin nicht abgesprochenen Entscheidung der Führung des Generalgouvernements, die von Zeit zu Zeit bemüht war, den Terror etwas zu mildern, um den Anschein einer Verständigung mit den Polen zu erwecken. Deutlich wahrnehmbar war das im Frühjahr 1943, als die deutsche Propaganda im Generalgouvernement unter Rückgriff auf Parolen der bolschewistisch-jüdischen Gefahr versuchte, die Sache von Katyń; zu nutzen.[22] Am 17. Mai 1943 wurden im "Neuen Warschauer Kurier" neben den Namenslisten der ermordeten Offiziere "Leserbriefe" veröffentlicht, in denen zum Kampf mit den Juden und Bolschewiken aufgerufen wurde. Es tauchte das Gerücht auf, daß General Bortnowski die Führung einer polnischen anti-bolschewistischen Legion angetragen worden sei, er aber abgelehnt habe. Zwei Wochen später notierte Landau in seinem Tagebuch, daß trotz des weiterhin herrschenden rücksichtslosen Terrors
 
"die Deutschen irgendwelche Hoffnungen auf Verständigung hegen, um die Polen im ,Kampf gegen den Bolschewismus zur Verteidigung Europas' auszunutzen. Denn welchen anderen Sinn sollte der neuerliche Lärm um die Angelegenheit von Katyń; haben? Das heutige ,Schmierblatt' ergänzt die Liste der Opfer um Einzelheiten über die bei ihnen gefunden Medallions, Siegelringe usw. [...], und - was am nachdenklichsten stimmt - berichtet darüber hinaus über den Besuch von Kozłowski in Katyń, der allgemein als Kandidat für einen polnischen Quisling betrachtet wird."[23]
 
Die Propaganda um die Armee von General Vlasov und die Anerkennung für ihre Begeisterung "im Kampf gegen die Bolschewiken" wurde vernehmbarer. Die Ukrainer, die sich angeblich sowohl in Ostgalizien als auch in den östlichen Kreisen der Wojewodschaft Krakau "massenhaft" für die SS-Division Galizien meldeten, wurden als Vorbild herausgestellt. Man betonte, wie zahlreich unter ihnen die Soldaten und Offiziere der früheren Polnischen Armee seien. Die erwähnten Leserbriefe an die Redaktionen der kollaborierenden Zeitungen wurden immer zahlreicher und in ihren Botschaften immer eindeutiger. "Der Autor eines solchen Briefes," notiert Landau am 29. Mai 1943, "verkündet begeistert, daß er an die Front gehe, um gegen die Juden und die Bolschewiken zu kämpfen und alle Polen dazu aufrufe, ihm gleichzutun - der erste eindeutige Versuch der Rekrutierung."[24]
 
Auch Teile des Polizeiapparats zeigten Bereitschaft, ihre Haltung gegenüber den Polen zu verändern. Am 20. April 1943 sagte Eberhard Schöngarth, der Chef der Sicherheitspolizei im Generalgouvernement:
 
"Manche Stellen weigern sich immer noch zu verstehen, daß die bisherige Haltung gegenüber dem polnischen Volk in vielerlei Hinsicht unangemessen war. Man muß endlich den Mut aufbringen und die Richtung verändern. Das polnische Volk stellt ein Kriegsmaterial von unschätzbarem Wert dar. Will man den Sieg erringen, muß man es ohne Ausnahme in den Dienst Deutschlands nehmen."[25]
 
Diese Stimmung wird widergespiegelt von einer Initiative der Gruppe "Schwert und Pflug" (Miecz i Pług), die seit 1941 mit der deutschen politischen Polizei in dem Distrikt von Radom zusammengearbeitet hat.[26] Vor dem 21. Mai 1943 übergab die Führung der Organisation in Berlin eine von Anatol Słowikowski ("Andrzej Nieznany")[27] verfaßte Denkschrift, die "An Ihre Exzellenz Herrn Reichskanzler und Obersten Kriegsherrn Adolf Hitler" gerichtet war. Darin wurde dargelegt, daß im Unterschied zu allen anderen Gruppierungen im Lande - von der Nationaldemokratie über die AK bis zu den Kommunisten - die Gruppe "Schwert und Pflug" eine "völlig neue Bewegung" repräsentiere, "deren Weltanschauung sich auf die harte Wirklichkeit stützt". Man sei der Ansicht, daß jetzt der geeignete Moment gekommen sei, um "Schulter an Schulter" mit den deutschen Streitkräften gegen die Feinde Europas zu kämpfen - die Bolschewiken. Man schlug vor, "mit Hilfe Deutschlands, der Wehrmacht und der Sicherheitsorgane" polnische Streitkräfte aufzubauen, die unter deutscher Führung gegen den Bolschewismus kämpfen sollten. Darüber hinaus bot man "loyale" Zusammenarbeit in der Arbeitsverwaltung und Wirtschaft an, "Entlastung" der deutschen Verwaltung, "gnadenlosen" Kampf mit den "Banditen, Partisanen, Juden und Freimaurern" sowie mit "allen fremden Agenturen". Man verpflichtete sich, das polnische Volk auf die "endgültigen" Aufgaben nach dem Krieg vorzubereiten, die unter der als natürlich anerkannten deutschen Führung in Europa realisiert werden sollten. Zum Schluß wurde erklärt, daß man keinerlei Bedingungen stelle und bereit sei, die eigene Entschlossenheit mit einem "Blutopfer" unter Beweis zu stellen. "Wir sind uns voll und ganz bewußt", hieß es in der Denkschrift, "daß wir nur auf diesem Wege das polnische Volk und unser Vaterland vor der Bolschewisierung und dem Untergang retten können."
 
Der Vorschlag der Gruppe "Miecz i Pług" löste einen Briefwechsel zwischen dem Chef der Reichskanzlei Hans Lammers sowie dem Gouverneur Hans Frank und dem Chef des Reichssicherheitshauptamts Ernst Kaltenbrunner aus, die um ihre Einschätzung gebeten wurden. Beide winkten ab mit dem Hinweis auf den faktisch sehr geringen Einfluß von "Miecz i Pług" in der polnischen Gesellschaft. Es wurde festgehalten, daß "MiP" zwar als einzige politische Gruppierung nicht nur traditionell antisowjetisch war, sondern auch antibritisch, anti-Sikorski sowie prodeutsch sei. Kaltenbrunner beendete die Diskussion mit der Feststellung:
 
"Ich halte es bei der gegenwärtigen Lage für ausreichend, wenn die Verbindung zur ,MiP' weiterhin in vorsichtiger Form von den hierzu beauftragten Männern der Sicherheitspolizei aufrechterhalten wird, die diese Organisation für ihre nachrichtendienstliche Erkundungsarbeit gegen die kommunistischen und sonstigen national-polnischen Widerstandsgruppen innerhalb des Generalgouvernements und der eingegliederten Ostgebiete einsetzt."[28]
 
Die Tatsache, daß der Vorschlag von "Miecz i Pług" sowohl vom RSHA als auch von der Führung des Generalgouvernements abgelehnt wurde, bedeutete keineswegs, daß die Idee, polnische Streitkräfte zu bilden gänzlich verworfen worden wäre. Zumal die menschlichen Reserven sowohl der Wehrmacht als auch der SS sich allmählich erschöpften. In der selben Zeit, als die ablehnende Antwort auf die Denkschrift von "MiP" vorbereitet wurde, war in den miteinander rivalisierenden Kreisen des Nazi-Establishments die Rede davon, die "polnische Karte" entsprechend zu spielen. Es war klar, daß Hitler selbst eine Entscheidung fällen müßte. Es ist möglich, daß es zu einem Wettlauf gekommen ist, wer zuerst einen Vorschlag unterbreitet. Es war sicherlich kein Zufall, daß an ein und demselben Tag - dem 19. Juni 1943 - gleich zwei Amtsträger Hitler die Idee präsentierten, die Polen zu den Waffen zu rufen. Der erste war der Führer der SS Heinrich Himmler, der dies im übrigen nicht ohne vorherige Absprache mit der Generalität tat.[29] Der zweite war Hans Frank, der in einer ausführlichen Denkschrift über die Besatzungspolitik in Polen erklärte, daß der Fall Katyń die richtige Atmosphäre für ein solches Vorhaben schaffe.[30] In beiden Fällen fiel Hitlers Absage entschieden aus. Das Reichssicherheitshauptamt, das um eine Stellungnahme gebeten wurde bezüglich Franks Idee, Polen für die Streitkräfte zu rekrutieren, stellte fest, daß eine solche Anwerbung "zu einer Verwischung der unbedingt notwendigen klaren Trennungslinie der Volkstümer"[31] führen würde. Und Frank, der befürchtete, daß seine Initiative seine ohnehin schon geschwächte Position noch weiter untergraben könnte (bereits im Mai 1943 gab es Gerüchte, daß er demnächst von Arthur Greiser ersetzt werden solle), steigerte den Terror in einem bis dahin präzedenzlosen Maße. Am 23. Juli schrieb Landau, daß Katyń im "Schmierblatt" nach wie vor auf der Tagesordnung stehe, aber inzwischen keine Aussichten mehr bestünden, von dieser Angelegenheit zu profitieren. "Der Schwerpunkt der Propaganda im Generalgouvernement liegt jetzt eher in der Betonung der Stärke und Stabilität der deutschen Herrschaft - sowohl gegenüber den Polen wie den Deutschen."[32]
 
Trotz des Alptraums der Besatzung hielt sich jedoch die Ansicht, daß die Deutschen den einzigen Schutz vor dem bevorstehenden "Sturm aus dem Osten" darstellen - man bediente sich mit Vorliebe einer Rhetorik, die auf die Zeit von vor einem Vierteljahrhundert zurückging. Diese Ansicht wurde von einem Teil der polnischen Gesellschaft, vor allem - wenn auch nicht ausschließlich - von bürgerlichen Kreisen hochgehalten, für die, wie Landau Ende September 1943 schrieb,
 
"der Bolschewismus die Verkörperung des extremsten und beinah einzigen Bösen blieb. Leidlich erfolgreich in der Bewältigung der wirtschaftlichen Probleme unter der Besatzung und weniger vom politischen Terror betroffen als vielleicht andere gesellschaftliche Gruppen, waren sie bereit, selbst Deutschland als ein geringeres Übel zu sehen als die Bolschewiken."[33]
 
Diese Einschätzung der Gefahren war nicht gleichbedeutend mit der Bereitschaft, eine Uniform anzuziehen und auf der Seite der Deutschen zu kämpfen, wenn auch die deutsche Propaganda versuchte, diesen Eindruck zu erwecken. Neben den typischen und schon bewährten Methoden der Beschwörung einer "jüdisch-bolschewistischen Gefahr", begann man jetzt auch die Briefe und Aussagen polnischer Soldaten zu nutzen, die aus der Tadeusz-KoŠciuszko-Division geflohen oder z.B. bei Lenino in Gefangenschaft geraten waren.[34] Die Gefahr der "Bolschewisierung" Polens wurde verknüpft mit dem "Verrat" des Westens, woraus eine Art "Paradigma der Verschwörung der Großen Drei zum Schaden Polens" konstruiert wurde.[35] In der Propaganda legte man auch Wert darauf, die Rekrutierung für die lettischen und estnischen Einheiten herauszustellen. "Ist das die Ankündigung desselben Schachzugs bei uns, wie er bereits in Lettland und Estland vollzogen wurde und in Litauen bevorzustehen scheint - einer Mobilisierung?" fragte Landau. "Eher nicht. Die Basis, auf die sich die Deutschen stützen könnten, wäre zu schmal."[36] Kurze Zeit später jedoch, am 20. Januar 1944, notierte er, daß in Warschau Gerüchte in Umlauf seien über die Entstehung einer polnischen kommunistischen Regierung in Sarny, und daß gleichzeitig "insbesondere das Gerücht Anklang findet, daß die Polen mit den Deutschen gegen die Bolschewiken losziehen sollen, d.h. über eine von den Deutschen bereits angeordnete Mobilisierung, und zwar [...] in Absprache mit den Alliierten."[37]
 
In dieser Atmosphäre machte Frank noch einen Versuch, Hitler zu einer Änderung der Politik im Generalgouvernement zu bewegen und seine Zustimmung zur Bildung polnischer Truppeneinheiten zu erlangen. Bei einem Treffen am 6. Februar 1944 drückte Hitler aber "sofort seine Mißbilligung aus und unterband ein weiteres Schmieden solcher Pläne. Er möchte auf keinen Fall der Entstehung einer neuen Piłsudski-Armee Vorschub leisten."[38] "Was Sie [...] morgen in Ihrer wirklich hervorragenden Rede der ausländischen Presse sagen möchten, ist richtig," erklärte Hitler Frank. "Die Polen sollen arbeiten, und der deutsche Soldat wird sowohl sie als auch ganz Europa vor dem Bolschewismus verteidigen."[39] Tatsächlich waren ab dem Frühjahr 1944 Ansätze eines etwas milderen Kurses gegenüber den Polen zu beobachten. Die Führung des Generalgouvernements stoppte die öffentlichen Massenexekutionen, und die weiterhin stattfindende blutige Unterdrückung wurde mit den "Notwendigkeiten des Krieges" gerechtfertigt. Unter Beibehaltung der bisherigen Propagandalinie von der "jüdisch-bolschewistischen Gefahr" und der polnischen Tradition des Kampfes gegen den Bolschewismus, suchten die Deutschen nach Wegen der Verständigung mit verschiedenen Segmenten der polnischen Gesellschaft. Nach den Berichten der Delegatur der Londoner Exilregierung, machten die Gestapochefs in Radom, Lublin, PrzemyŠl und Tarnów versöhnende Gesten gegenüber den Polen, um sie für eine gemeinsame antikommunistische Aktion zu gewinnen. Im April 1944 organisierte die Gestapo in Radom "auf eigene Initiative eine Konferenz mit polnischen Untergrundorganisationen über eine mögliche Zusammenarbeit mit deutschen Organen in der Region Lublin und eventuell im ganzen Generalgouvernement zwecks eines gemeinsamen Kampfes mit der Kommune."[40] Man versuchte - ohne Erfolg - Wincenty Witos zu bewegen, eine entsprechende Erklärung zu verfassen.[41] Im März 1944 soll in einem Gespräch mit dem Warschauer Gouverneur Fischer Władysław Studnicki erneut die Bildung polnischer Einheiten an der Seite der Wehrmacht verlangt haben.[42]
 
Man versuchte auch auf anderen Wegen, die Polen zu erreichen. Am 17. April 1944 erschien in Krakau (aus Propagandagründen wurde als Erscheinungsort Racławice angegeben) die erste Nummer der vierzehntägig erscheinenden Zeitschrift Przełom, die sich den Anschein der Konspirativität gab, aber faktisch von den Deutschen inspiriert und kontrolliert wurde. In den Artikeln, die u.a. aus der Feder von Feliks Burdecki und Jan Emil Skiwski stammten, wurde zum gemeinsamen Kampf gegen den Bolschewismus aufgerufen, wobei der Eindruck erweckt werden sollte, daß diese Meinung von Teilen des Untergrunds geteilt werde. Solche Aufrufe in einer Zeitschrift, die inoffizielles Sprachrohr deutscher Propaganda war, spiegelten im gewissen Grade die Diskussionen über die Bildung bewaffneter polnischer Einheiten wider, die damals erneut in Berlin stattfanden. Es ist leider nur wenig darüber bekannt. Es ist auch schwer zu sagen, von wem die Initiative dazu ausging, da sowohl die Wehrmacht wie die SS interessiert waren. Auf jeden Fall wurde am 19. Mai 1944 das "grundsätzliche Verbot" wiederholt, Polen in die Wehrmacht einzuziehen. Nur der SS-Reichsführer bekam die Vollmacht, aus "besonders geeigneten Individuen" eigene polnische Einheiten zu bilden. Aber bereits am 21. Mai 1944 entschied Hitler endgültig, daß unter den ehemaligen Staatsbürgern Polens nur die Ukrainer und Weißrussen in die Hilfswilligen-Abteilungen der Wehrmacht aufgenommen werden könnten.[43]
 
Doch diese Entscheidung stand einem veränderten Ton der Propaganda nicht im Wege, in der die Polen zur Zusammenarbeit aufgerufen wurden, wenn nicht an der Front dann wenigstens bei der Arbeit. Alle wurden zur aktiven Teilnahme an den Fortifikationsarbeiten aufgefordert. Ende Mai wurde in Krakau ein Aufruf plakatiert, in dem man sich bereits einer völlig neuen Rhetorik bediente: "Bürger! Helft mit Eurer Arbeit bei der Verteidigung Eures Landes! [...] Die deutsche Wehrmacht fordert Euch zu Hilfsdiensten für die Armee in Eurem Lande auf. [...] Der deutsche Soldat verteidigt Euer Land mit der Waffe in der Hand! Ihr hingegen solltet zur Verteidigung Eures Vaterlandes mit Eurer Arbeit beitragen!"[44] Anfang Juni wurde in Lemberg ein Appell unter der Überschrift "An die Waffen - an die Schaufeln. Alle zum Kampf und zur Arbeit gegen den gemeinsamen Feind" plakatiert.[45] Die Männer zwischen 16 und 35 sollten einberufen werden. Wobei die Ukrainer zur Armee gehen sollten, während man vorhatte, die Polen bei den Fortifikationsarbeiten einzusetzen.
 
Bis die Idee wiederauftauchte, daß die Polen nicht nur mit der Schaufel, sondern auch mit der Waffe in der Hand kämpfen sollten, verging noch etwas Zeit. So wie im Frühjahr 1943 Katyń einen Vorwand für dieses Spiel geliefert hatte, so war es im Herbst 1944 der Warschauer Aufstand, nach dessen Niederlage man einen letzten Versuch startete, die Polen zu gewinnen. Wobei man unterstreichen sollte, daß dieser Versuch keinerlei Chancen auf Erfolg hatte, da ihm jede Perspektive für die polnischen Anliegen fehlte, und - was noch entscheidender war - er auch keine Aussicht auf Akzeptanz in der polnischen Gesellschaft hatte, die sich weder von dem Vorschlag, einen Teil der niedrigeren Verwaltungsposten an Polen abzutreten überzeugen ließ, noch von den Gerüchten, daß die Rada Główna Opiekuńcza (Haupthilfsrat) in ein "Polnisches Nationalkomitee" umgestaltet werden sollte.[46] Auch das Kokettieren mit der Tapferkeit der Aufständischen und die Darstellung ihres Kampfes als einen Ausdruck von Antikommunismus hatte wenig Wirkung. Die deutsche Propaganda suggerierte - und wurde darin von der Propaganda auf der anderen Seite der Front unterstützt - daß ein Teil der AK-Einheiten bereits den Kampf auf der Seite der Deutschen aufgenommen habe.[47] Man versuchte auch, die Ende 1944/Anfang 1945 durchaus verbreitete Abneigung gegenüber dem Untergrund auszunutzen, indem man ihm die Schuld für den gescheiterten Aufstand, die Zerstörung der Stadt, die Vertreibung und die Tausende von Opfern zuschob.
 
Es lohnt sich, ausführlicher aus dem Bericht von Ludwig Fischer, dem Gouverneur des Warschauer Distrikts zu zitieren, der zwar am 20. Dezember 1944 verfaßt wurde, aber den Stand der Dinge einige Monate davor wiedergibt:
 
"Der Warschauer Aufstand hat nochmals bewiesen, daß die große Mehrheit der polnischen Nation gegen den Bolschewismus ist. Genauso offensichtlich ist es jetzt, daß die Polen sich von England verraten fühlen und dessen Versprechen keiner mehr Glauben schenkt. In dieser Situation fühlen sich die Polen völlig verlassen, und deshalb beginnen viele von ihnen zu verstehen, daß es gegenwärtig nur eine Kraft in Europa gibt, auf die die polnische Nation angewiesen ist - das Deutsche Reich. [...] Wir Deutschen sollten diese Stimmung der polnischen Bevölkerung geschickt zu nutzen verstehen. Es ist nicht nötig, den Polen irgendwelche Versprechungen staatlich-rechtlicher Natur zu machen, wenn auch die Tatsache, daß man jetzt mehr Polen in den niedrigeren Rängen der Verwaltung einsetzt, zweifelsohne einen guten Eindruck macht. Trotzdem haben solche Maßnahmen keine entscheidende Bedeutung.
 
Viel wichtiger wäre es, wenn deutsche Stellungnahmen im Reich ein für alle Mal mit der ständigen Verleumdung der polnischen Bevölkerung aufhören würden, die in der Reihung "Juden, Polen, Zigeuner" besteht. Der anständige Teil der polnischen Bevölkerung empfand eine solche Gleichsetzung mit den Juden und Zigeunern völlig zurecht als Verunglimpfung und entwürdigende Beleidigung. Wenn das Reich in dieser Hinsicht sichtbar die Richtung ändern könnte, würde sich das sehr positiv auf die Stimmung auswirken.
 
Darüber hinaus sollte man in Anerkennung der Haltung der polnischen Nation der Willkür Einhalt gebieten, die in den letzten fünf Jahren leider eine häufige Erscheinung gewesen ist."[48]
 
Es ist schwer zu sagen, wer im Herbst 1944 den Widerstand Hitlers gegenüber der Schaffung polnischer bewaffneter Einheiten durchbrach. Möglicherweise war es auf die Bemühungen von Hans Frank zurückzuführen, der den fünften Jahrestag der Gründung des Generalgouvernements (am 26. Oktober) propagandistisch nutzen wollte. Wahrscheinlich hat er Unterstützung in einigen Kreisen des Militärs gefunden. Das Oberkommando des Heeres wandte sich am 23. Oktober 1944 mit einer entsprechenden Eingabe an Hitler und erhielt am nächsten Tag die Erlaubnis des Führers, Polen in den HiWi-Einheiten der Wehrmacht einzusetzen auf der Grundlage der Bestimmungen vom 29. April 1944, die sich auf andere Einheiten im Osten bezogen.[49] Man informierte darüber sofort Frank, der "diese Meldung ganz besonders [begrüßte], da sie völlig in seiner Richtung" lag.[50]
 
Die Richtlinien für die Rekrutierung wurden schrittweise präzisiert. Am 24. April legte man nur fest, daß die polnischen Freiwilligen deutsche Uniformen tragen werden, wobei sie mit einer Armbinde mit der Aufschrift "Im Dienst der deutschen Wehrmacht"[51] gekennzeichnet sein würden. Vier Tage später fügte man hinzu, daß die Freiwilligen zunächst für vier Monate verpflichtet werden sollten, da eine Verpflichtung "bis zum Ende des Krieges" abschreckend wirken könnte. Aber schon am 31. Oktober ließ man diese Befürchtungen fallen.[52]
 
Die Information wurde zunächst geheim gehalten. Dennoch wurde noch vor der offiziellen Ankündigung der Rekrutierung ein entsprechendes Plakat in einer Krakauer Druckerei vorbereitet, auf dem "ein polnischer Arbeiter zu sehen war, der seine Schaufel weglegt, während ihm ein deutscher Soldat ein Gewehr in die Hand drückt. Dabei wurde verkündet, daß die Polen es aufgrund ihres ,massenhaften, freiwilligen" Einsatzes bei der Aushebung von Schützengräben gegen die Sowjets verdient hätten, mit der Waffe in der Hand gegen den Feind aus dem Osten zu kämpfen."[53] Auf den Plakaten wurden die Rechte erklärt, die den Freiwilligen zustehen, und die Adressen der Rekrutierungsbüros aufgelistet. Gerüchte über die bevorstehende Einberufung gelangten in die Stadt und lösten an Panik grenzende Beunruhigung aus. Konstanty Tchórznicki, der Vorsitzende des Haupthilfsrats, intervenierte am 2. und 3. November bei der "Regierung" des Generalgouvernements, indem er erklärte, daß die Ankündigung einer Einberufung "in der gegenwärtigen Situation als ein hochgradig unpolitischer Schritt betrachtet werde, der ernste und schädliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte."[54] Man erklärte ihm, daß es nur um eine Anwerbung für Hilfsformationen ginge, die nicht mit der SS-Galizien zu vergleichen wären, sondern höchstens, wenn man schon vergleichen wolle, Ähnlichkeiten mit der Organisation Todt hätten. Es wurde kategorisch festgestellt, daß es sich nicht um den Beginn einer allgemeinen Einberufung handle. Der polnische Vertreter wurde vertraulich informiert, daß die Wehrmacht keinen großen Wert auf diese Initiative Franks lege und nicht mit ihrem Erfolg rechne.[55]
 
Trotz solcher Erklärungen widmeten die Militärs der Unternehmung, die unter dem Kryptonym "Weißer Adler" lief, viel Aufmerksamkeit und waren um eine angemessene propagandistische Einbettung der Initiative bemüht. Am 4. November 1944 wurden von der Heeresgruppe Mitte Richtlinien für die Anwerbung von Polen veröffentlicht. Die Einheiten sollten anfangs 12 Tausend Freiwillige umfassen und zunächst der zweiten, vierten und neunten Armee zugeordnet sein. Man betonte die strikte Freiwilligkeit der Sache. Die Benutzung des verächtlichen Begriffs "HiWi" wurde strikt untersagt, denn man wollte die Polen überzeugen, daß man sie wie "echte" Wehrmachtssoldaten behandeln werde. Untersagt wurden auch jegliche Kontakte mit ukrainischen oder russischen Einheiten sowie das Führen politischer Diskussionen mit den Freiwilligen. Ihnen gegenüber sollte einzig und allein folgende Meinung vertreten werden: "Die deutsche Wehrmacht führt einen bis zum letzten entschlossenen Kampf zum Schutz Europas gegen den Bolschewismus. Jeder ehrliche Helfer in diesem bedingungslosen Kampf ist der Wehrmacht als Kamerad willkommen."[56] In Sorge um den Erfolg der Anwerbung wurde empfohlen, jeden zwischen 16 und 50 aufzunehmen, sofern er die ärztliche Kommission passiert hat. Die Rekruten sollten informiert werden, daß sie sich für mindestens vier Monate oder bis Ende des Krieges verpflichten können. Nur die letzteren sollten den Eid ablegen: "Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, daß ich im Kampf um die Zukunft Europas in den Reihen der deutschen Wehrmacht dem Obersten Befehlshaber der deutschen Wehrmacht, Adolf Hitler, unbedingten Gehorsam leisten werde und als tapferer Soldat bereit bin, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen."[57] Die Polen sollten in Wehrmacht-typischer Weise eingekleidet und ausgerüstet werden, sofern - wie angemerkt wurde - eine solche Ausrüstung zur Verfügung steht. Die Bewaffnung der Einheiten war erst nach zwei Probemonaten vorgesehen und unterlag strikten Kontrollen.[58] Den Kandidaten versprach man dieselben Rechte, die den deutschen Soldaten zustanden: dieselbe Verpflegung, die Möglichkeit zu niedrigeren Preisen einzukaufen, ärztliche Versorgung und Seelsorge im Rahmen freier religiöser Betätigung. Für den Fall der Verwundung oder des Todes wurde ihnen eine Versicherung garantiert. Die Witwen und Waisen sollten regelmäßige Bezüge erhalten, Eltern eine einmalige Unterstützung. Der Sold war nicht hoch - 90 zł für den einfachen Soldaten, 108 zł für einen Korporal und 150-210 zł. für einen Zugführer. Höhere Dienstgrade waren für Polen nicht vorgesehen.[59]
 
Bezeichnenderweise haben sowohl die Plakate[60] wie die Zeitungen (z.B. Goniec Krakowski vom 17. und 19.-20. November 1944) nur über eine Anwerbung "für polnische Hilfskräfte bei den deutschen Streitkräften" gesprochen. Kurz nach Erscheinen der ersten Ankündigung wurde in den Straßen von Krakau eine Abteilung von 30 Männern und 15 Frauen gefilmt, die in deutschen Uniformen durch die Straßen marschierten und polnische Militärlieder sangen.[61] In Krakau und dann in weiteren Städten und Städtchen des Generalgouvernements wurden Rekrutierungsbüros eröffnet, die manchmal, wie z.B. in Włoszczowa, mit grünen Zweigen, weißroten Fahnen und polnischen Adlern dekoriert waren. Die polnische Nationalsymbolik, die - wie schon erwähnt - auch den Namen des Unternehmens prägte, sollte überzeugend auf die Polen wirken. In den Rekrutierungsbüros wurde sogar über die Bildung einer "Division Weißer Adler" gesprochen. Ein Beobachter der damaligen Ereignisse schreibt:
 
"Es muß in der ersten Dekade vom November 1944 gewesen sein, während wir Schützengräben in der Nähe eines [infolge der Umsiedlung] verlassenen Pfarrhauses aushoben [in Brzežnica an der Weichsel - JK], als gegen Mittag die uns bewachenden Soldaten meinten, wir sollen die Arbeit unterbrechen, und uns in das in der Nähe liegende Gebäude des ehemaligen Gemeindeamtes brachten. Jemand [vermutlich aus dem Führungsstab der Einheit] begann die etwa hundert Männer zu agitieren, die in einem recht großen Raum dicht gedrängt standen. Er schloß immer wieder mit dem Aufruf ,tretet ein in die Division Weißer Adler' und bot anschließend den Angeworbenen Zigaretten der Marke ,junak' an." [gemeint sind wohl die Zigaretten der Marke ,Juno' - JK][62]
 
Bei der damals katastrophalen Verpflegung spielte für mögliche Freiwillige die Garantie einer guten Versorgung sicher keine geringe Rolle. Sich freiwillig zu melden mit der Aussicht, in einer nicht näher bezeichneten Zukunft in den Kampf geschickt zu werden, bedeutete auch eine Chance, der Arbeitskompanie, dem Lager oder dem Gefängnis zu entfliehen.[63] Das bestätigen auch die Einschätzungen der Delegatur der Londoner Exilregierung, die die Versuche der Rekrutierung aufmerksam beobachtet hat. "Die Aushebung für diesen Hilfsdienst ist mühsam und zeitigt nur minimale Erfolge," heißt es in einem Bericht.
 
"Sie wurden zum großen Teil nur in Lagern und Gefängnissen erzielt. Die Deutschen brachten eine Gruppe von 50 jungen Männern, angeblich ,Freiwilligen' zu Propagandazwecken nach Krakau. Diese Leute kommen aus Warschau, waren in Pruszków und Ošwięcim im Lager, von wo man sie in ein Lager bei Wrocław geschickt hat. Dort zwang man sie zu ,freiwilligen' Diensten in der deutschen Armee. Aus der Provinz kommen Nachrichten, daß in zahlreichen Fällen die lokalen Besatzungsorgane Leute zwingen sich zu melden, andernorts wird wiederum verbreitet, daß es zu einer deutsch-polnischen Verständigung gekommen sei, und daß die Mitglieder der AK den Befehl erhalten haben, die Reihen der neuen deutschen Formation gegen die Bolschewiki zu verstärken."[64]
 
Bis Anfang Dezember 1944 gelang es nach Angaben der Delegatur im Generalgouvernement 471 Freiwillige anzuwerben. Es ist nicht verwunderlich, daß man vor allem auf die oben erwähnten Gefangenen zählte. In Krakau sollten die Freiwilligen erst ab 5.000 numeriert werden, die Plätze davor waren für die "Freiwilligen" aus den Lagern reserviert. In den Gefängnissen in Piotrków und in Krakau versuchte man angeblich, weibliche Gefangene zum Eintritt in den Hilfsdienst für Frauen zu überreden, allerdings mit wenig Erfolg.[65] Die Anwerbung dauerte mit ähnlichen Ergebnissen bis zum Ende der Besatzung an. Mögliche Freiwillige wurden auch von den immer brutaler werdenden Methoden der Aushebung abgeschreckt - in Radom wurden z.B. Razzien organisiert und diejenigen, die sich weigerten, "freiwillig" in deutsche Dienste einzutreten, wurden zu Arbeiten an Schützengräben geschickt. Auch deckte sich die Behandlung der Rekruten wenig mit den vorher gegebenen Versprechungen. So erhielt z.B. eine Kompanie von 170 Mann aus der Kaserne in der Zwierzyniecka Straße in Krakau slowakische Uniformen, und die Einführung von rücksichtslosem Drill und deutschem Kommando führte schnell zu Desertionen.[66]
 
Die mageren Resultate führten zum Versuch, unter der Jugend zu werben, die bei der Bedienung von Flugabwehrkanonen und im Funkverkehr eingesetzt werden sollte. Aus einer kleinen Gruppe in Warschau soll es gelungen sein, den sogenannten Polski Hufiec Lotniczy zu bilden. Auch in diesem Fall wurde die Anwerbung "patriotisch" verbrämt: Die Jungen im Alter von 15 - 20 sollten Armbinden mit Husarenflügeln bekommen, man schuf eine eigene Zeitschrift für sie - Do czynu - und die Aktion sollte unter der Parole stattfinden: "Die polnische Jugend möchte die Fehler der Väter korrigieren und Polen die Chance zur Entwicklung geben."[67] Es wurde auch versucht, die Anwerbung auf die in das Reich eingegliederte Gebiete auszuweiten. Das wurde aber entschieden von Berlin abgelehnt, wo man fand, daß die Polen als Arbeiter wichtiger seien denn als Soldaten.[68] Die polnischen Formationen sind nicht mehr in den Kampf geschickt worden - die Winteroffensive hatte zu schnell begonnen. Im übrigen hatten die "Freiwilligen" noch nicht mal Waffen erhalten. Den letzten, schon völlig absurden Versuch, die Polen in den Kampf zu schicken, machte im März 1945 Władysław Studnicki, der an Himmler appellierte, aus den noch existierenden Lagern die Polen zu entlassen und einen Teil von ihnen an die Front zu schicken.[69]
 
Die Tatsache, daß die Polen während des 2. Weltkriegs einer bewaffneten Kollaboration entgingen, sollte Versuche, die es in diese Richtung gegeben hat, jedoch nicht verdecken. Zu einer alternativen Historie würde die Antwort auf die Frage gehören, ob sich genügend Freiwillige gefunden hätten, um eine Truppe zu bilden, wenn die Deutschen im Sommer 1941 oder im späten Frühjahr 1943 weniger stur gewesen wären, und den Polen dieselben Bedingungen angeboten hätten wie z.B. Ende 1944. Für eine entsprechende propagandistische Ausschlachtung hätten das weder besonders zahlreiche noch militärisch bedeutende Einheiten sein müssen. Eine geschickte Propaganda versteht es aus einem kleinen Geplänkel eines kleinen Trupps einen entscheidenden Sieg zu basteln.
 
Diese Arbeit ist, wie schon im Titel vermerkt, nur eine Skizze zu der Fragestellung und auf der Basis recht oberflächlicher Quellenrecherche geschrieben. Sie zeigt jedoch, wie wenig wir noch immer über die Politik-, Militär- oder Sozialgeschichte Polens in den Jahren des 2. Weltkriegs wissen und wie viele schwierige Aufgaben noch ihrer Historiker harren.
 
(Übersetzung: Anna Leszczyńska - Koenen)

[1] Das Problem habe ich in dem Artikel thematisiert: "Wyrwy w szeregu. Polacy do Wehrmachtu, czyli pomysły na kolaborację" in der Zeitschrift Polityka Nr. 7 vom 17. Februar 2001.
 
[2] Tilkovszky, L.: Ungarn und die deutsche "Volksgruppenpolitik" 1938-1945. Köln-Wien 1981, S. 317-320; ders.: Die Werbeaktion der Waffen-SS in Ungarn, in: Acta Historica Academiae Scientarum Hungaricae, Bd. 20. 1974, S. 127-181.
 
[3] Dokumentation der Vertreibung aus Ost-Mitteleuropa, bearb. von Th. Schieder, Bd. V, Das Schicksal der Deutschen in Jugoslawien. Bonn 1961, S. 72E.
 
[4] Über das Problem der "Ausländer" in der deutschen Armee existiert bereits eine umfangreiche Literatur. S. u.a. Madajczyk, Cz.: Faszyzm i okupacje. Wykonywanie okupacji przez państwa Osi w Europie, Bd. II Mechanizmy realizowania okupacji. Poznań 1984; Neulen, H.W.: An deutscher Seite. Internationale Freiwillige von Wehrmacht und Waffen-SS. München 1985; Caballero Jurado, C.: Foreign Volunteers of the Wehrmacht 1941-1945. London 1983; Gosztony, P.: Hitlers Fremde Heere. Das Schicksal der nichtdeutschen Armeen im Ostfeldzug. Düsseldorf-Wien 1976; Littlejohn, D.: The Patriotic Traitors. A History of Collaboration in German Occupied Europe 1940-1945. London 1972; ders.: Foreign Legions of the Third Reich, Vol. 1: Norway, Denmark, France. San Jose 1979, Vol. 2: Belgium, Great Britain, Holland, Italy and Spain. San Jose 1981.
 
[5] Neulen, H.W.: An deutscher Seite..., S. 42.
 
[6] Ebenda, S. 148, 382.
 
[7] Es ist bezeichnend, daß die Belgier 1985 auf die Frage, welche Nation mit ihrer Haltung während des Krieges sich besonders ausgezeichnet habe, an erster Stelle die Polen nannten, an zweiter die Briten. Szarota, T.: Zaprzaniec, renegat, zdrajca, in: Polityka Nr. 5, vom 30.01.1999.
 
[8] Über die politischen Ansichten von Studnicki siehe Suleja, W.: System polityczny Władysława Studnickiego (do roku 1918), in: Polska myšl polityczna w XIX i XX wieku, Hrsg. H. Zieliński, Bd. 2, Twórcy polskiej myšli politycznej. Zbiór studiów. Wrocław-Warszawa-Kraków-Gdańsk 1978, S. 135-178; Studnicki, W.: Irrwege in Polen. Ein Kampf um die polnisch-deutsche Annäherung. Göttingen 1951, S. 1-27
 
[9] Studnicki, W.: Irrwege..., S. 35. Polnische Fassung: Tragiczne manowce. Próby przeciwdziałania katastrofom narodowym 1939-1945. Gdańsk 1995.
 
[10] Studnicki, W.: Irrwege..., S. 37
 
[11] Ebenda, S. 110-115.
 
[12] Ebenda, S. 57.
 
[13] Landau, L.: Kronika lat wojny i okupacji, Bd. 1, wrzesień 1939-listopad 1940, hrsg. Von Z. Landau, J. Tomaszewski.Warszawa 1962, S. 162-163.
 
[14] Ebenda, S. 350.
 
[15] Ebenda, S. 571.
 
[16] Ebenda.
 
[17] Rembek, S.: Dzennik okupacyjny. Warszawa 2000, S. 88
 
[18] Ebenda, S. 88-89.
 
[19] Ebenda, S. 89.
 
[20] Koźliński, Z.: Moja Czarnowszczyzna, in: Europa NIEprowincjonalna. Przemiany na ziemiach wschodnich dawnej Rzeczypospolitej (Białoruš, Litwa, £otwa, Ukraina, wschodnie pogranicze III Rzeczypospolitej Polskiej) w latach 1772-1999, Hrsg. K. Jasiewicz. Warszawa 1999, S. 153-154. Siehe: Wrzesiński, W.: Postawy i nastroje Polaków po klęsce wrzešniowej na terenie okupacji sowieckiej, in: Komunizm. Ideologia, system, ludzie, Hrsg. T. Szarota. Warszawa 2001, S. 39
 
[21] Michalski, Cz.: Wojna warszawsko-niemiecka. Pamiętnik wawerczyka. Warszawa 1971, S. 144
 
[22] Über das propagandistische Ausnutzen von Katyń siehe: Król, E.C.: Propaganda i indoktrynacja narodowego socjalizmu w Niemczech 1919-1945. Studium organizacji, trešci, metod i technik masowego oddziaływania. Warszawa 1999, S. 556-561.
 
[23] Landau, L.: Kronika..., Bd. II, grudzień 1942-czerwiec 1943. Warszawa 1962, S. 457-458.
 
[24] Ebenda, S. 454.
 
[25] Zit. Nach: Borodziej: Terror i polityka. Policja niemiecka a polski ruch oporu w GG 1939-1944. Warszawa 1985, S. 69-70.
 
[26] Siehe Borodziej, op.cit., S. 71-73. Dort auch eine Bibliographie zu der Thematik.
 
[27] Memorandum der "Vereinigten Polnischen Militär-Organisationen der Bewegung Miecz i Pług" ("Schwert und Pflug"). - Archiwum Akt Nowych (AAN), Niemieckie władze okupacyjne, Sign. 214/I-5, k. 27-31. Siehe auch die Ermittlungsakten in der Sache "Miecz i Pług" Ende der vierziger, Anfang der fünfziger Jahre - AAN, Kolekcja dokumentów dotyczących ruchu robotniczego i jego działaczy, zgromadzona przez Centralną Komisje Kontroli Partyjnej PZPR w Warszawie, Sign. 509/3-5. In der Akte 509/3 befinden sich die Aussagen von Bogusław Hrynkiewicz (über die Vereinbarung mit der Gestapo und die Vorbereitung des Memorandums k. 10-18). Der deutsche und polnische Text des Memorandums - 509/5, k. 125-133.
 
[28] AAN, 214/I-5, k. 6-7.
 
[29] Borodziej, op.cit., S. 75, 192.
 
[30] Broszat, M.: Zweihundert Jahre deutsche Polenpolitik. Frankfurt 1972, S. 304.
 
[31] Ebenda, S. 305.
 
[32] Landau, L.: Kronika..., Bd. III, Juli 1943-Februar 1944. Warszawa 1963, S. 74.
 
[33] Ebenda, S. 256.
 
[34] Das propagandistische Ausnutzen polnischer Deserteure hatte schon eine mehrjährige Tradition. Bereits am 13. Juli 1942 verabschiedete das Oberkommando der Wehrmacht spezielle Richtlinien für die Behandlung polnischer Soldaten, die in Afrika kämpften. Laut Befehl von Keitel, Chef des OKW, vom 11.Februar 1944, wurde den polnischen Soldaten, die in amerikanischen, englischen oder polnischen Uniformen in Kriegsgefangenschaft gerieten, "unbeschränktes Rückkehrrecht in die Heimat" garantiert. Aber erst am 30. Juni 1944 wurde dieser Befehl auch auf die polnischen Soldaten ausgeweitet, die auf sowjetischer Seite kämpften. Militärarchiv-Bundesarchiv (MA-BA), Freiburg im Breisgau, OKW/WFSt/Qu: Generalgouvernement - allgem. Oktober 1943 - Januar 1945, RW/v.731, k.15. Die "Berling-Soldaten" wurden bis mindesten Ende 1944 für die deutsche Propaganda benutzt. So wurden in Radom im September 1944 in den Küchen für polnische Zwangsarbeiter "Leute in polnischer Uniform eingesetzt. Zwangsläufig zogen sie großes Interesse auf sich. Auf Fragen erzählten sie gerne über ihre schmerzlichen Erfahrungen und Erlebnisse in der damaligen Sowjetunion." Kusowski, Tadeusz: Byłem werbowany..., Brief an die Redaktion von Polityka vom 22.02.2001.
 
[35] Król: Propaganda..., S. 563
 
[36] Landau: Kronika..., Bd. III, S. 437
 
[37] Ebenda, S. 566
 
[38] Okupacja i ruch oporu w dzienniku Hansa Franka 1939-1945, Hrsg. S. Płoski, Bd. II. Warszawa 1970, S. 396. Die Geschichte der polnischen Legionen aus den Jahren des 1. Weltkriegs diente Hitler als Lehre und negative Erfahrung, auf die er sich nicht nur bei dieser Gelegenheit berief, sondern auch, als es um die Vergrößerung der Armee von General Vlasov ging. - Szarota, T.: Hitler o Piłsudskim oraz okupant wobec Marszałka, in: Gdańsk-Gdynia-Europa-Stany Zjednoczone w XIX i XX wieku. Księga pamiątkowa dedykowana profesor Annie Cienciale, Hrsg. von M. Andrzejewski. Gdańsk 2000, S. 247-248.
 
[39] Okupacja i ruch oporu..., op.cit.
 
[40] AAN, Delegatura Rządu na Kraj (im weiteren DRnK), 202/III/24, k.6
 
[41] Zakrzewski, A.: Wincenty Witos, chłopski polityk i mąż stanu. Warszawa 1977, S. 392-393.
 
[42] Madajczyk: Faszyzm..., Bd. II, S. 331.
 
[43] MA-BA, OKW/WFSt/Qu: Generalgouvernement - allgemein. Oktober 1945, RW 4/v.731, k. 13-14
 
[44] AAN, DRnK, 202/III-25,k.14.
 
[45] Ebenda, k. 35
 
[46] Siehe Król, op.cit., S. 572; Borodziej, op.cit. S. 149.
 
[47] In einem Flugblatt, das für Soldaten der polnischen Armee bestimmt war, hieß es: "Hier spricht einer von Euch, der zur deutschen Seite übergelaufen ist. [...] Kameraden, macht dasselbe wie ich und andere! Kommt auf die deutsche Seite. Die Einheiten der AK, die am 4. Oktober mit der Waffe in der Hand aus Warschau marschiert sind, können vor der Geschichte von dem ritterlichen Verhalten der Deutschen Zeugnis ablegen. [...] Wenn die Lage Euch nicht erlaubt, die Frontlinie zu übertreten, versucht Euch einer Partisaneneinheit der AK anzuschließen, die hinter der Frontlinie der Bolschewiken kämpft.". - AAN, 214/XII-2, k. 44a.
 
[48] Raporty Ludwiga Fischera, gubernatora Dystryktu Warszawskiego 1939-1944. Warszawa 1987, S. 841-842.
 
[49] MA-BA, OKW/WFSt/Qu: Generalgouvernement - allgem. Oktober 1943 - Januar 1945, RW 4/v.731, k. 25.
 
[50] Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939-1945, hrsg. Von W. Präg, W. Jacobmeyer. Stuttgart 1975, S. 920.
 
[51] MA-BA, OKW/WFSt/Qu: Generalgouvernement - allgem. Oktober 1943 - Januar 1945, RW 4/v. 731, k. 25.
 
[52] Ebenda, k. 31-32.
 
[53] AAN, DRnK 202/III,-26, k. 8, Sprawozdanie z GG 1.X.-20.XII. 1944.
 
[54] Ebenda.
 
[55] Ebenda.
 
[56] MA-BA, RH 53-13/140, Ausländische Soldaten, k. 43v. Charakteristisch ist die Rhetorik eines Flugblatts, das sich vor allem an die Soldaten der polnischen Armee richtete: "Auch die Stunde Eurer Befreiung naht. Ihr dachtet, Eure Befreiung sei gekommen, als die Bolschewiken in Eure Städte einmarschierten. Aber jetzt habt ihr das wahre Gesicht des jüdischen Systems der Unfreiheit kennengelernt. [...] Ihr habt auch begriffen, daß Ihr Polen Europäer seid. Der stolze polnische Adler mit Krone darf niemals Opfer des asiatischen Geiers werden. Unsere europäische Nachbarschaft verpflichtet uns zum gemeinsamen Kampf gegen den Bolschewismus, der Euren Frauen und Kindern nur Hunger und Elend bringt. Vergeßt alles, was zwischen uns gewesen ist, so wie wir es vergessen haben. Denkt an die Freundschaft unserer Führer, Piłsudski und Hitler." - AAN, Niemieckie władze okupacyjne, 214/XII-2, k. 70.
 
[57] MA-BA, OKW/WFSt/Qu: Generalgouvernement - allgem. Oktober 1943 - Januar 1945, RW 4/v.731, k. 48.
 
[58] MA-BA, RH 53-13/140, Ausländische Soldaten, k. 43 - 44.
 
[59] Ebenda, k. 45, AAN, Niemieckie władze wojskowe, 214/XIII-1, k. 9.
 
[60] Laut Depesche des Kommandanten der AK für die Region Krakau wurde die Bekanntmachung in Krakau am 16. November plakatiert. "Ich rechne mit größeren Razzien," schrieb Przemysław Nakoniecznikoff-Klukowski. "Ich habe Anweisungen erteilt zwecks Vermeidung von Verhaftungen, Behinderung von Verschickungen ins Reich und für den Fall von Repressionen gegen die Bevölkerung." - Armia Krajowa w dokumentach 1939-1945, Bd. V, październik 1944 - lipiec 1945. Wrocław-Warszawa-Kraków 1991, S. 143.
 
[61] Wroński, T.: Kronika okupowanego Krakowa. Kraków 1974, S. 377
 
[62] Kusowski, T., op.cit.
 
[63] Tadeusz Kusowski schreibt: "Die Anwerber agierten geschickt, indem sie die garantierte gute Verpflegung betonten, was seine Wirkung auf die durch Aussiedlung geplagten und hungernden Leute nicht verfehlte. Der Erfolg waren 10 Freiwillige. Wir wurden von ihnen abgeschirmt und zu der unterbrochenen Arbeit zurückgeführt. Die freiwilligen Rekruten wurden von den Deutschen nach dem sieben Kilometer entfernten Garbatka transportiert. Dort wurden sie entsprechend den Normen für Soldaten verpflegt und in einem Schulgebäude einquartiert. Ich glaube bereits in der ersten Nacht brach in der Schule ein Feuer aus, und die neu rekrutierten Freiwilligen, die man noch nicht einmal uniformiert hatte, zerstreuten sich zu ihren Familien." Ebenda.
 
[64] AAN, DRnK 202/III-26, k. 8-9.
 
[65] Ebenda, k. 9. Laut Delegatur der Regierung haben gerade die mageren Ergebnisse der "freiwilligen" Anwerbung die deutschen Militärbehörden von einer Massenrekrutierung abgehalten. Angeblich seien in einer Krakauer Druckerei bereits 300 Tausend Formulare vorbereitet gewesen, die "namentlich an die Einberufenen verschickt werden sollen." - Ebenda, k. 9. Die Zivilbehörden waren etwas optimistischer: "Die Parteiführung und die ,Regierung' des GG gehen davon aus, daß die Propaganda für den freiwilligen Eintritt in die Hilfstruppen unzureichend war und für den Mißerfolg der Aktion verantwortlich ist. Angesichts dessen, sollte man noch einen Versuch machen." - Ebenda.
 
[66] Ebenda, k. 23. Sprawozdanie sytuacyjne za okres 21.XII.1944-21.I.1945. Bezeichnenderweise stellte der Beschluß der Strafkammer des Obersten Gerichtshof vom 25. Mai 1948 fest, daß nur ein freiwilliger Eintritt eines polnischen Bürgers "in das freiwillige Polnische Armeekorps bei der deutschen Armee ein Verbrechen im Sinne der Zugehörigkeit zu einer feindlichen Armee darstellt." - Kochański, A.: Polska 1944-1991. Informator historyczny, Bd. I, Podział administracyjny. Ważniejsze akty prawne, decyzje i enuncjacje państwowe (1944-1956). Warszawa 1996, S. 237
 
[67] AAN, DRnK 202/III-26, k.10. Es wurde auch Propaganda unter den Soldaten der Polnischen Armee betrieben, die suggerieren sollte, daß die polnischen Einheiten bereits an Kämpfen teilnehmen. Unter anderem wurde ein Aufruf " polnischer Freiwilliger, die auf der Seite der deutschen Streitkräfte gegen den Bolschewismus kämpfen!" veröffentlicht, unterzeichnet von "Offizieren und polnischen Soldaten der freiwilligen polnischen antibolschewistischen Einheiten im Rahmen der deutschen Streitkräfte". Darin hieß es u.a.: "Polnische Brüder! Wenn wir Polen die deutsche Armee im Kampf gegen den asiatischen Bolschewismus unterstützen, dann tun wir das nicht aus Sympathie für die Deutschen. Wir sind nur zutiefst überzeugt, daß Sowjetrußland der größte Feind Polens ist, der besiegt werden muß, damit das Vaterland wieder auferstehen kann. [...] Brüder! Wir haben das deutsche Oberkommando gebeten, uns jene Abschnitte der Front zu überlassen, an denen Ihr gezwungen seid für den Bolschewismus und gegen die Interessen Polens zu kämpfen. [...] Brüder, wir rufen Euch auf - wenn sich nur die Gelegenheit ergibt, schließt Euch uns an, um als freie polnische Soldaten gemeinsam gegen den Bolschewismus zu kämpfen." - AAN, Niemieckie władze okupacyjne, 214/XII-2, k. 61-61a. Es ist schwer zu sagen, wie der Effekt dieser Aufrufe gewesen ist, allerdings hat die Propagandaabteilung der Roten Armee am 15. Dezember 1944 ein spezielles Flugblatt herausgebracht: "Kein einziger Pole zur Armee der deutschen Besatzer!" - Ebenda, 214/XII-5, k. 78-78a.
 
[68] MA-BA, OKW/WFSt/Qu: Generalgouvernement - allgem. Oktober 1943 - Januar 1945, RW 4/v.731, k. 40,43. Ein damaliger Bewohner von Šrem in Wielkopolska erinnert sich: "Gegen Ende des Krieges gab es in Šrem nur noch wenige von uns Polen. Wir diskutierten immer wieder darüber, ob ein Pole, der sich spaßeshalber für die Wehrmacht melden würde, Chancen hätte, genommen zu werden. Wir kamen aber immer zu dem Schluß, daß man ihn nicht nehmen würde. Die Deutschen waren nicht so blöd, wie man sie in den polnischen Filmen darstellt. Sie konnten rechnen. Die Polen waren für sie gute Arbeiter. Solche brauchten sie. Wenn sie einen guten Arbeiter in die Armee eingezogen hätten, dann hätten sie ihn ersetzen müssen - aber durch wen?" - Bohdan Šmigelski in einem Brief an den Verfasser vom 28.03.2001
 
[69] Cz. Madajczyk, op.cit., S.331