Archivarbeiten, Projekte, Editionen







Russische Ausgabe der Summa Theologiae des Thomas von Aquin



Semën L. Frank

Gewalt an polnischen Schulen

Spätstalinismus und die jüdische Frage

Der Stalin-Kult


Kulturverständnis im postsozialistischen Rußland

Das Zentralinstitut für Mittel und Osteuropastudien (ZIMOS) ist dabei eine russische Übersetzung der etwa 4.000 Druckseiten der Summa theologiae Thomas von Aquins zu veröffentlichen. Dieses von der Russischen Akademie der Wissenschaften als „Jahrhundertprojekt“ begrüßte Projekt, das von der italienischen Stiftung Cassamarca mit einer Spende von rd. € 100tsd gefördert wird, soll innerhalb von fünf Jahren verwirklicht werden; der erste Band wird Ende 2005 in einem Moskauer Verlag erscheinen. Die Übersetzer hat der Direktor des ZIMOS, Prof. Dr. Nikolaus Lobkowicz, unter den wenigen russischen Kennern der mittelalterlichen Philosophie und Theologie ausgewählt. Der Chefübersetzer, Dr. Alexej Appolonov, der in Moskau schon eine Reihe von  Über­setzungen mittelalterlicher Texte veröffentlicht hat, ist zu Zeit Gast des ZIMOS.





Die Theologische Summe des Thomas von Aquin (+ 1274) ist eine der einflußreichsten Schriften des Abendlandes; sie ist im 20. Jahrhundert in nahezu alle westeuropäischen Sprachen übersetzt worden. Bis tief ins 18. Jahrhundert war sie selbst an evangelischen Fakultäten einer der Grundtexte des Theologiestudiums; noch heute soll laut den Vorschriften des katholischen Kirchenrechts (1983) bei der Ausbildung von Theologen das Fach Dogmatik „unter Anleitung des hl. Thomas als Lehrer“ vermittelt werden. Auch viele Problemstellungen der neuzeitlichen westlichen Philosophie bleiben letztlich unverständlich, wenn man dieses Werk nicht kennt.

Erster Band
im März 2006 erschienen

Prima Pars

Da Rußland mit der westeuropäischen Philosophie erst spät im 18. Jahrhundert in Berührung kam, blieb dort dieses Werk auch unter Philosophen nahezu völlig unbekannt; unter dem Kommunismus war es verpönt, sich mit ihm zu befassen. Zwar erschienen in den letzten anderthalb Jahrzehnten Übersetzungen kleinerer Abschnitte, doch bis heute können russische Philosophen dieses Grundwerk abendländischen Denkens nur dann berücksichtigen, wenn sie Latein beherrschen, eine Sprache, die an russischen Gymnasien nicht gelehrt wird. Die Schwierigkeit des ZIMOS-Projektes besteht u.a. darin, daß das Russische im Gegensatz zu westeuropäischen philosophischen Fachsprachen nur in sehr geringem Umfang von der Terminologie der mittelalterlichen Scholastik beeinflußt worden ist und eine Übersetzung der Summa deshalb oft neue bisher unübliche Ausdrücke erfinden muß.









Deutschsprachige Ausgabe
der Werke von Semën L. Frank





Russische Ausgabe der Summa Theologiae

Gewalt an polnischen Schulen

Spätstalinismus und die jüdische Frage

Der Stalin-Kult


Kulturverständnis im postsozialistischen Rußland

In acht Bänden soll bis zum Jahr 2010 eine deutschsprachige Werkausgabe des russischen Philosophen Semën L. Frank (1877 - 1950) erscheinen. Das Herausgeber-Team besteht aus Prof. Dr. Peter Ehlen, Hochschule für Philosophie, München, Prof. Dr. Nikolaus Lobkowicz, Direktor des ZIMOS, Professor Dr. Leonid Luks, Inhaber der Robert Bosch-Stiftungsprofessur für Mittel- und Osteuropäische Zeitgeschichte an der Universität Eichstätt, und Prof. Dr. Peter Schulz, Lehrstuhl für Semiotik, Universität Lugano (Schweiz). Nachdem die Fritz Thyssen-Stiftung, Köln, im Sommer 1996 die finanzielle Absicherung des Projekts übernommen hat, haben umgehend die Arbeiten an der Edition begonnen. Der erste Band, "Der Gegenstand des Wissens. Grundlagen und Grenzen der begrifflichen Erkenntnis" ist zum 50. Todestag des Philosophen im Jahre 2000 im Karl Alber-Verlag erschienen.





Semën L. Frank gehört zu den bedeutendsten systematischen Philosophen der russischen Geistesgeschichte. Als geborener Jude, der 1912 der Russisch-Orthodoxen Kirche beitrat, und als Emigrant, der mehrere Jahre lang in Deutschland studierte und lehrte, ist Frank eine zentrale Vermittlergestalt zwischen der deutschen und der russischen Kultur einerseits und zwischen der jüdischen und der christlichen Religion andererseits.
Im Jahr 1922 mußte Frank mit anderen nicht-marxistischen Wissenschaftlern und Intellektuellen Rußland verlassen. Einige Jahre lehrte er an der Berliner Universität, bevor ihn das Nazi-Regime zunächst nach Frankreich und später nach England trieb.






F

rank ist tief in der westeuropäischen, insbesondere der deutschen Philosophie verwurzelt. Einige seiner Artikel wurden in deutschen Fachzeitschriften für Philosophie, etwa in den "Kant-Studien" veröffentlicht. Seine Kenntnis des westeuropäischen Denkens verband er dabei mit genuinen Einsichten aus der russischen Kultur. Neben systematischen Arbeiten im Bereich der Philosophischen Anthropologie, der Sozial- und Religionsphilosophie betätigte er sich auch als Übersetzer namhafter deutscher Philosophen (Husserl, Windelband, Fischer, Zeller u.a.) und sorgte mit seiner Edition des ersten Bandes der "Logischen Untersuchungen" Edmund Husserls im Jahre 1909 für die Rezeption der Phänomenologie in Rußland.

A

ufschlußreich sind auch seine Essays zur Zeitgeschichte, die wichtige Dokumente der Auseinandersetzung mit den totalitären Regimen des Kommunismus und Nationalsozialismus sind. Die Bedeutung seines Werks, dessen Übersetzung in die deutsche Sprache ein langjähriges Desiderat der philosophischen Literatur in Deutschland war, ist für die jüngere Geschichte des deutschen und russischen Denkens kaum zu überschätzen.
Für die Edition der Werke von Semën L. Frank hatte das ZIMOS das Einverständnis des Sohnes, Vassilij Frank, erhalten, der für die Verbreitung der Werke seines Vaters wesentliche Arbeiten geleistet hat. Leider ist Vassilij Frank im Juli 1996 unerwartet verstorben. Das ZIMOS betrachtet es als Ehre, sein Werk fortsetzen zu können.








Aggression und Gewalt
an polnischen Schulen



Russische Ausgabe der Summa Theologiae

Werke von
Semën L. Frank


Spätstalinismus und
die jüdische Frage


Der Stalin-Kult


Kulturverständnis
im postsozialistischen
Rußland
In Polen wird in jüngster Zeit immer wieder diskutiert, warum die Anwendung von Gewalt unter Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren zugenommen hat. Nach übereinstimmender Meinung vieler Lehrerinnen und Lehrer verschiedener Schulformen ist vor allem in der Schule das Klima aggressiver geworden. Schon in den ersten Schuljahren wird erpreßt, geprügelt, zerstört. Viele Schüler haben keinen Respekt mehr voreinander sowie vor den Lehrerinnen und Lehrern. Was schulpsychologen beunruhigt, sind nicht so sehr die in der Öffentlichkeit hervorgehobenen Einzelfälle, sondern das zunehmend fehlende Unrechtsbewußtsein vieler Schüler.

E

in Projekt des polnischen Pädagogen Dr. Dr. Janusz Surzykiewicz fragt nach den individuellen und gesellschaftlichen Faktoren für diese Entwicklung. In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Hans-Ludwig Schmidt, Lehrstuhl für Sozialpädagogik an der Universität Eichstätt, und Frau Prof. Dr. Krystyna Ostrowska, Inhaberin des Lehrstuhls für Prophylaxe und Rehabilitation an der Universität Warschau sowie Direktorin des Methodischen Zentrums für Psychopädagogische Hilfe beim Polnischen Bildungsministerium, werden nach einer Aufarbeitung der vorhandenen Literatur und der theoretischen Definition der Begriffe Aggression und Gewalt empirische Untersuchungen durchgeführt. Nach einer Pilotstudie an Warschauer Schulen werden 2.880 Schüler aus Grund- und weiterführenden Schulen in ganz Polen Fragebögen ausfüllen, deren Auswertung Grundlage für die Erarbeitung eines sozialpädagogischen Handlungsansatzes für Interventionen und Prävention liefern soll.

A

us Mitteln des ZIMOS konnte die das Projekt vorbereitende Studie, die u.a. neueste kriminalstatistische Daten und Zusammenhänge umfänglich aufarbeitet, finanziert werden. Die Ergebnisse sind erschienen in: Janusz Surzykiewicz, Aggression und Gewalt von Kindern und Jugendlichen in Polen - Beitrag zu einer Situationsanalyse als Voraussetzung für Forschung und Erziehungspraxis, Hrsg.: Hans-Ludwig Schmidt und Erhard Hischer, Reihe diritto Wissenschaft - BPB, Eichstätt 1996.